Wer YouTube (und seine Produzenten) verstehen möchte (oder sich weiter über die vielen Verrückten auf YouTube auslassen will), sollte sich dieses Video ansehen.
Das Video ist übrigens ein Muss für Euch dutzende Studenten die Ihr mich in den letzten Monaten kontaktiert habt, um für Eure wissenschaftlichen Arbeiten mehr über Social Media zu erfahren.
Seit 1948 haben die 3 größten amerikanischen Fernsehsender 1.5 Millionen Stunden Filmmaterial produziert. YouTube schaffte das innerhalb der letzten 6 Monate – ohne eigene Produzenten. 88% davon sind neuer (also nirgendwo „geklauter“) Content. Täglich kommen fast 10.000 Stunden Videos hinzu.
Der Vortrag beschäftigt sich vor allem mit den Menschen hinter den kleinen Glausaugen der Webcams, den Stars und Produzenten von YouTube und kulturellen Hintergründen des Drangs zur „Selbstdarstellungverwirklichung“.
Wer keine Zeit hat sich die 55 Minuten anzusehen, dem hilft vielleicht diese Inhaltsübersicht mit einigen persönlichen Anmerkungen weiter.
02:00 Ein Star wird geboren
03:35 Die Geburtsstunde/n von YouTube
06:35 „Das Internet ist nicht nur mehr Information – es verbindet Menschen“ (Anm.: Einer der Kernsätze des gesamten Videos. Ein Satz, den man aber auch verstehen muss und über den es sich nachzudenken lohnt!)
07:45 Das Distributionssystem des Web 2.0 (Digg, del.icio.us & Co.)
11:55 (Neu-gedachte)Medien „managen“ und verändern Beziehungen von Menschen (kulturelle Wechselwirkungen)
12:55 Menschen in YouTube Videos klassifiziert nach Altersgruppen
13:27 Welche Videos gibt es auf YouTube – ein Streifzug
Die meisten Videos auf YouTube sind „Home Videos“ mit weniger als 100 Klicks pro Video (verdammter „Long Tail“ – wie soll man das für „Werbung“ nutzen können?). Andere schaffen es auf viele Millionen und tausende „Cover Versionen“.
17:25 WARUM? Warum verwandeln sich passive, anonyme Couch Potatoes plötzlich in aktive, selbstdarstellende Individualisten (Produzenten)? Ich werde irgendwie nicht müde es immer wieder anzubringen: Web2.0 ist kein Trend, sondern ein Werkzeug. Ein Werkzeug das hilft, in allen Kulturen vorhandene Bedürfnisse zu verwirklichen (Gemeinschaft, Beziehungen, Authentizität,…!
19:44 Studenten entwickeln eine neu Idendität
Ein Zitat das mir jemand per eMail geschrieben hat. Die jemand ist in einer österreichischen Aussenhandelsstelle der Wirtschaftskammer irgendwo in der Welt tätig.
Am Anfang habe ich mir gedacht die sind alle verrückt. Aber wenn ich mir heute ansehe was ich auf Facebook, YouTube oder in einem Blog alles über mich erzählen könnte um wieder mit längst aus den Augen verlorenen Freunden zusammen zu kommen, bedauere ich, dass es mein derzeitiger Job nicht erlaubt.
Ich lass das einfach mal so stehen. Ist ja Wochenende und jeder kann selbst darüber nachdenken, ob er/sie vielleicht nicht den einen oder anderen insgeheim wegen seiner entfalteten Individualität beneidet.
26:35 „Replay offers a deeper level of awareness than the first play“ (Statements aus Vorzeiten des Videorekorders)
27:55 Anonymität + Physische Distanz + spartanische, kurzlebige Dialoge = „gehasste“ öffentliche Meinung, gleichzeitig ermöglichen sie aber auch neue Lernerfahrungen über Menschliches – ohne Angst vor den Folgen.
30:30 Kulturelle Spannungen (basierend auf „kulturelle Wechselwirkungen“ s. 11:55)
„Distanz ermöglicht stärkere Beziehungen und bessere Selbsterkenntnis als je zuvor.“
33:00 Sozialhelfer YouTube: Free Hugh Kampagne verbindet die Menschlichkeit von Menschen in aller Welt.
34:21 Was brauchst du, um zum YouTube Star zu werden? – Eine (wahre) Liebesgeschichte.
42:00 Sex sells! (Aber bitte nicht nur diesen Teil des Videos ansehen 🙂
45:20 The Culture of re-mixing. Spätestens an dieser Stelle sollte ich mir die Frage stellen:
Was kann ich Menschen geben, das sie wiederverwerten können, mit dem sie sich beschäftigen,
das ihnen hilft ihre Kreativität zu entfalten, mit dem sie
meine Marke zu IHRER Marke machen.
50:00 „Die größte, und gleichzeitig die kleinste Bühne.“ Was steckt hinter dem kleinen Glasauge der Webcam?
„An anthropological Introduction to YouTube“ von Dr. Michael Wesch, 55:33 Minuten. » Blog von Michael Wesch. Danke, Bernd, für das Auffinden dieses Videos, das hervorragend zu einem Beitrag von vergangener Woche passt!
Ihr belächelt sie.
Ihr schüttelt den Kopf über die vielen Verrückten.
Ihr amüsiert Euch über ihre dummen Geschichten.
Ihr fragt Euch „Warum tun die das?“Und irgendwie versteht Ihr sie.
Insgeheim beneidet Ihr sie.
Weil sie anders sind.
Weil sie kreativ sind.
Weil sie authentisch sind.
Weil sie sich trauen!Weil sie gesellschaftliche Fesseln sprengen.
Weil sie aus der Anonymität der grauen Masse hervortreten.
Weil sie ihre Individualität leben.
… und wer sie immer noch verdammt, spielt bitte die letzten 3 Minuten von Professor Weschs Video wieder und wieder und wieder ab…