Vor langer, laaanger Zeit // Geduldig suchen wir im Laden Briefpapier aus.
Liebevoll füllen wir es mit persönlichen Worten. Denken dabei nur an den einen Menschen, dem wir gerade schreiben. Mit Tinte natürlich. Und wir zeichnen mit Herzblut.
Vielleicht nähen wir sogar selbst einen Umschlag, versiegeln ihn und kleben eine Sondermarke auf.
Und weil das alles mit nicht unerheblichem Aufwand verbunden ist, haben wir uns ganz genau überlegt, wie wir Freude schenken können – und vor allem: wem!
Und wir haben uns auch Gedanken darüber gemacht, wer unsere Post tatsächlich auch erhalten möchte.
Oder wer sie wirklich, wirklich vermissen würde, wenn wie sie gar nicht erst verschickten.
Später // Endlich wird alles einfacher und wir können vorgedruckte Karten mit Zitaten anderer kaufen, weil uns selbst keine einfallen.
Ob wir die Postkarte des Autohändlers, mit dem wir seit dem letzten Autokauf vor zwei Jahren keinen Kontakt mehr hatten, über haben wollen oder nicht: er fragt uns gar nicht erst danach.
Er verschickt einfach so viele, wie es sein Budget vorsieht. Und genauso macht das jedes andere Unternehmen…
Heute // Die Kosten für Weihnachtspost sind auf Null gesunken. Ein Mail an den gesamten Verteiler; weil sortieren zu teuer wäre.
Lieber geben wir das Geld für einen Fotografen aus, der unser Team (mehr oder weniger stilvoll) in Szene setzt. Etwas, das der Selbstdarstellung dient.
Absenden. Fertig. Weihnachten im Schnelldurchlauf abgehakt. Erledigt. Endlich! Und das zu null Kosten auf Seiten des Versenders, während die Kosten beim Empfänger steigen und steigen, weil all der unpersönliche Weihnachts-Spam uns jede Menge Zeit kostet.
Junk, der abgerufen, sortiert und gelöscht werden will. Junk, der bestimmt nicht auf Antwort wartet und mit dem wir mit Sicherheit keine Beziehungen pflegen, sondern eher das Gegenteil bewirken.
Weil Menschen wahrnehmen und in Erinnerung behalten, ob wir uns wirklich für sie interessieren; oder ob wir sie zu jenen zählen, die eben auch mal so nebenbei da sind – als Datensätze in unseren Verkaufsstatistiken und PR-Verteilern.
/ inhaltsleer + unpersönlich = nutzloser + spam /
Wenn uns das Ergebnis dieser simplen Gleichung nicht gefällt, könnten wir uns einfach mal selbst in Frage stellen:
Würde ich das selbst lesen wollen? Würde es in Erinnerung bleiben?
Wer würde meine Weihnachtspost wirklich, wirklich vermissen, wenn ich sie nicht verschickte? – Und warum?
Und schon haben wir genügend Antworten, wie wir Weihnachts-Aussendungen wieder in echte Weihnachts-Post mit echtem Wert verwandeln könnten.
Mit Sicherheit aber haben wir eine überschaubare Zahl erreicht, für die wir vielleicht sogar wieder zu Tinte und Feder greifen können.
So wie wie man es damals, vor langer, laaanger Zeit gemacht hat. Damals, als Weihnachtspost noch Freude gemacht und Freude geschenkt hat…
Wenn wir für all das keine Zeit (weil andere Prioritäten) haben wollen, dann ist das legitim. Jedenfalls viel legitimer, als die Stille Zeit mit lautem Spam zu stören.
… und womöglich könnte das genialste Weihnachtsmailing, das wir je verschickt haben, sogar dieses sein: gar keines.