„Es gelingt mir nicht, meine eigene Vorstellungskraft zu überwinden“, schreibt mir Anatol. „Ich versuche es immer wieder mal…“
Der Stolperstein steckt im letzten Wort. Es beiläufig immer wieder mal zu versuchen, dann, wenns unbedingt sein muss, reicht nicht, um den Tellerrand hinter sich zu lassen. Schon gar nicht, um die Box ganz los zu werden – statt mal
Das weiss auch Stian Korntved Ruud. Seit über einem Jahr formt er jeden Tag einen neuen Löffel. Seine kreativen Ergüsse begleitet er via Instagram. Und wir natürlich mittlerweile von Galerien in aller Welt zu Ausstellungen eingeladen.
Weil er
(so wie auch Nikki im Beitrag von letztens) nicht nur gewartet hat, bis ihm jemand einen Auftrag für Produktdesigns erteilt, sondern weil er sich selbst gewählt und losgelegt hat.
„Bei 365 Exemplaren war ich einfach gezwungen, außerhalb meiner Vorstellungskraft zu denken.“
– Stian Korntved Ruud
Ein ähnliches Ritual verfolgt der Brasilianer Alvaro Abreu. Seit vielen Jahren stellt er täglich einen neuen Löffel aus Bambus her. Keiner der über 4.000 Löffel gleicht dem anderen. Welch großartige Kunst, über die es mittlerweile zahllose Medienberichte, Fotobände und Ausstellungen gibt.
Auch wenn sowohl Stian als auch Alvaro gutes Geld mit ihren Designs verdienen, steht für beide der Profit nicht im Zentrum ihrer Motivation: Der Eine designed Löffel, weil er Holz liebt. Und weil es (s)eine Übung ist, um seine Vorstellungskraft zu erweitern. Der Andere tut es, um Lächeln in Gesichter von Menschen zu zaubern.
„The game is to make unique pieces, useful or not, but different from each other. […] I do not mix money and spoons, but I love to make special spoons to those who deserve a loving touch, and ask me to make one for them.“
– Alvaro Abreu
Routinen und Gewohnheiten mögen zwar oft den Blick für Neues verschleiern. Wenn wir aber das beHERZte Tun in den Fokus unserer Routine stellen, überwinden wir unsere Vorstellungskraft jeden Tag aufs Neue.
Bilder: stiankorntvedruud.com
