Hans Mussak ist ein Pionier. 1939, noch lange bevor Coca Cola & Co. sich am Markt breit machen, entwickelt er ein lustig sprudelndes Getränk, füllt es in Glasflaschen ab und zaubert eine regionale Kultmarke.
Den Namen des Getränks – „Chabeso“ – leitet Hans Mussak von Champagner ab; so zumindest die Legende. Und weil sich die „Kracherlbude“ kein eigenes Pferd (geschweige denn einen Lastwagen) leisten kann, hilft sogar der Hund bei der Auslieferung mit.
Die Erfindung kommt an; die Nachfrage ist riesig. Gasthäuser betrachten es als Privileg, überhaupt an die (händisch gereinigten und in von Hand gebaute Holzkisten verpackten) Getränkeflaschen zu kommen.
Seit über 70 Jahren ist der Chabeso ein regionaler Kult – und Marke. Ich selbst kann die vielen Male gar nicht zählen, die ich lange Wege gefahren war, um das Sprudelwasser direkt aus der „Kracherlfabrik“ abzuholen. Und immer tat ich das gerne. Doch all das war einmal und andere Entwicklungen nagen am Kult…
Mittlerweile ist das Getränk der Familienbrauerei auch im Handel erhältlich. Nicht in den kultigen, traditionellen Glasflaschen, sondern in Wegwerfflaschen aus Plastik und in Aluminiumdosen; weil es der Handel so will.
„Unternehmerisches Denken“ hat zu diesem Schritt geführt. „Der ganze Stolz der Firma ist die neue Verpackungsmaschine für Einwegflaschen“, jubelt die Presse nicht nachvollziehbar.
Dies ist nur ein Beispiel, warum ich mit dem Begriff des „unternehmerischen Denkens“ schon lange nichts mehr anfangen kann. Zumindest nicht ohne vorher geklärt zu haben, ob all die Funktionäre und Politiker von jenem unternehmerischen Denken sprechen, dessen Grundlagen rücksichtsloses Wachstum und Profit(gier) sind. Oder von jenem unternehmerischen Denken, das endlich erkannt hat, dass Wirtschaft nur das Werkzeug ist, das das wahre Leben erleichtern soll.
Unternehmer dieses Jahrhunderts denken und handeln (auch) mit dem Herzen. Diese Unternehmer übernehmen Führung und Verantwortung für ihr Handeln – und schlagen neue Wege ein; weil sie erkannt haben, dass die bisherigen nicht mehr die richtigen sind.
Diese Unternehmer gehen voran, statt hinterher zu rennen. Leader gestalten; zeichnen neue Linien in Landkarten ein Sie verändern. Die Anderen passen sich an. Kriechen weiter auf jenen Pfaden, die sich (für den Moment) einfach anfühlen – statt richtig.
Wir brauchen noch viel mehr unternehmerisches Denken der ersten Sorte.
PS // Liebe Iris, setze Zeichen. Wozu Plastik? Wenn der Regional-Schmäh-Meister etwas dagegen hat, zeig ihm lachend den Mittelfinger. Plastikflaschen sind kein Schritt nach vorne; sondern zwei zurück. Sie werden von Maschinenmanagern und Maschinenherzen gefordert. Nicht von jenen Pionieren, die Welt mit ihrem Tun zum Besseren verändern.