9. November, Tag der Erfinder // Wir kennen die Namen der Männer, die Glühbirne, Automobil oder Telefon erfunden haben. Aber wusstest du, dass es eine Frau war, die eine jener Maschinen entwickelt hat, die heute unser Leben einfacher machen?
Die Vision: das Leben einfacher machen.
1883 Shelbville (Illinois, USA) // Josephine Cochrane war eine gebildete, wohlhabende Frau mit zwei großen Leidenschaften: antikem Porzellan und Dinner-Parties, bei denen groß aufgetischt wurde. „Eigentlich“ erledigte das Dienstpersonal den Abwasch, aber nachdem über die Zeit viel zu viel von Josephine’s geliebtem Geschirr zu Bruch gegangen oder beschädigt worden war, tat sie das in jener Nacht selbst…
Die Erkenntnis // Was sie ihrem Personal ankreidete, machte sie selbst nicht besser: auch bei ihr ging Geschirr zu Bruch – abgesehen vom enormen Aufwand, der zur damaligen Zeit für die Instandhaltung eines Haushaltes aufgewandt werden musste, nämlich 40 Stunden pro Woche.
Josephine wollte das ändern und begann, an einer Maschine zu zeichnen, die in der Lage sein sollte, Gläser, Tassen, Besteck und Geschirr zu waschen – immerhin gab es inmitten der industriellen Revolution für „fast alles“ Maschinen, warum nicht auch für den Haushalt? – Was ihr Mann und Freunde von der Idee hielten? – „Niemand braucht so eine Maschine!“
Der „perfekte“ Zeitpunkt // Viele Monate arbeitete Josephine an der Idee, bis eines Tages der Tod ihres Mannes zur bitteren Erkenntnis führte, dass die Familie fast pleite war. Damit wurde der Erfolg ihres Dishwashers vom Hobby-Ziel zur finanziellen Notwendigkeit.
Rückschläge & Konventionen // Josephine, legte sich noch mehr ins Zeug und war mit ihrer Entwicklung 1885 fertig – zumindest am Papier, denn vom Prototypenbau hatte sie nicht die geringste Ahnung.
Unterstützung erhielt sie von George Butters, einem jungen Eisenbahn-Mechaniker, doch das Projekt war aber nicht nur finanziell und technisch schwierig, sondern auch kulturell und sozial, denn:
Es gehört sich für eine Mutter und Witwe einfach nicht, sich mit Arbeitern zu treffen, um „angeblich“ eine Maschine zu entwickeln. Ausserdem war ihre gesellschaftlich zugedachte Aufgabe die Betreuung von Familie und Haushalt.
Sylvester 1885 // Trotz aller Widrigkeiten (oder gerade deswegen?), gelang es den beiden im Verborgenen, den ersten Prototypen zu bauen und am 31.12.1885 das Patent einzureichen, das sie knapp ein Jahr später auch erhielt. Doch der nächste Rückschlag folgte bald:
Umdenken // Josephine’s Geschirrspülmaschine kostete 100 Dollar (heute in etwa €3000), und so war ihre Maschine ein Luxusprodukt, das sich einfach niemand leisten konnte oder wollte. Zumindest niemand derer, für die sie sie ursprünglich entwickelt hatte. Josephine brauchte eine neue Verkaufsstrategie: Warum nicht an Restaurants und Hotels verkaufen?
Sichtbar sein // Um wahr- und ernst-genommen zu werden, stellte Josephine 1893 ihre Erfindung bei der Weltausstellung in Chicago vor und erhielt dafür den Preis für „die beste mechanische Konstruktion, Haltbarkeit und Zweckentsprechung“. 1898 eröffnete sie (mit George Butters als Manager) ihre eigene Fabrik.
Dass ihre Vision, das Leben von Haushalten einfacher zu machen, Realität wurde, erlebte Josephine nicht mehr, denn das sollte noch einmal rund 50 Jahre dauern. – Und doch, war es die Vision dieser Frau, der viele von uns heute eines ihrer meistgeliebten Haushaltsgeräte verdanken.