Seit unserer Kindheit entdecken wir die Welt durch ein Leerbuch. Und in dem steht, dass in der Wüste keine Bäume wachsen…
Wir glauben, was wir erzählt bekommen. Folgen den Landkarten, die andere für uns gezeichnet haben. Solange, bis einer kommt und neue Wege in diese Landkarten zeichnet. Einer wie Yacouba Sawadogo. Ein einfacher Mann, der weder lesen noch schreiben kann und der nichts anderes tut, als seiner inneren Stimme zu folgen.
Am Rand der Sahelzone in Burkina Faso bricht Yacouba den völlig verkrusteten und ausgetrockneten Boden mit einer einfachen Spitzhacke auf, um ihn mit einer alten Methode wieder zu fruchtbarem Land wachzuküssen. Anfangs nennen sie ihn einen Spinner. Einen Verrückten. Weil er Dinge tut, die nicht im Leerbuch stehen. Heute sprechen sie von einem Wunder. Weil sein Tun Aberhunderte von Familien ernährt.
„Du kannst nichts Gutes tun, ohne dabei Widerstand zu provozieren. Und wenn du Feinde hast, spürst du, dass du etwas Gutes tust.“ – Yacouba Sawadogo
Heute ist Yacouba Mitte 70. 40 Jahre werden vergehen und er wird längst gestorben sein, wenn alle Bäume so stark sind, dass sie Stürmen und Tieren standhalten. Auch seine Söhne werden dann nicht mehr leben. Dann, wenn Enkel und Urenkel Früchte der Bäume essen, die er 2012 gepflanzt hat: die Bäume von Yacouba Sawadogo.
Wir haben die Wahl: Wir können Möbel von Ikea heimschleppen; oder auf Bäumen wachsen lassen. Wir können Laborratten sein. Geprüft und eingestuft. Das erzählend, was andere uns erzählt haben. Oder wir können eigene Geschichten schreiben.
Wir können unsere Feinde (in Yacoubas Fall die Wüste) verdammen und bekämpfen. Oder wir können sie zu Freunden und Verbündeten machen, um gemeinsam nach neuen Wegen zu suchen.
Wir können in den Spuren anderer schlafwandeln. Oder wir können eigene hinterlassen.
Wir können jeden Tag im gleichen Zimmer aufwachen und den gleichen Tag (wie er gestern schon war) noch einmal erleben.
Oder wir sehen jeden Tag als neues Abenteuer und freuen uns, wenn die anderen uns als Spinner abstempeln.
Weil wir verändern, was heute noch nicht ist, aber schon morgen sein könnte. Auch dann, wenn sie uns Spinner nennen.
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