Gleich ein Hinweis vorab: Wer die News um Second Life regelmäßig verfolgt (oder nicht verfolgen will), überspringt diesen Beitrag. Alle anderen lesen einfach weiter…
Noch vor Weihnachten wird die virtuelle Welt, Second Life, erstmals über 2 Millionen Bewohner zählen. Laut Betreiber Linden sind es derzeit 1,950,245 Menschen, die auf 254 Quadratkilometern monatlich 7,5 Millionen Stunden verbringen, sich mit Freunden treffen und Geschäfte abschließen. Allein im November stiegen die Grundstückspreise um 17% [Linden] [Weitere interessante Zahlen bei Georg Pagenstedt]
Inzwischen gibt es die erste Dollar Millionärin, hat mit Synthravels das erste Reisebüro eröffnet, Jean-Marie Le Pen ist aufgetaucht und bereitet sich auf die französischen Präsidentschaftswahlen vor, Virtuelle DJ’s verlassen die Computerwelt und legen in Echte-Welt Clubs auf, und die Technische Universität Wien bietet (wie schon viele andere) virtuelle Lehrveranstaltungen an.
14,000 Einwohner verdienen in Second Life Geld, 90% jedoch weniger als 200 USD monatlich – und nur ganze 58 über 5.000 Dollar. Eine davon ist Aimee Weber, Designerin virtueller Mode und Chefin des SL Shops *PREEN*:
‚Ich verdiene viel mehr, als ich eigentlich brauche. Ich gebe viel davon einfach weiter an andere.‘
Noch besser finde ich aber eine Aussage die zeigt, dass virtuelle und echte Welt gar nicht so weit auseinander liegen:
‚Konzentriere dich auf dich selbst und deine Arbeit, und versuche, Spaß an dem zu finden, was du gerade machst. Jeder Moment, in dem du nur gegen deine Konkurrenten kämpfst, ist ein Moment, in dem du deine eigenen Fähigkeiten nicht weiterentwickelst.‘
Neben Mode-Designern sind auch andere Berufe gefragter als am Arbeitsamt, u.a. Tätowierer, Fahrzeugbauer, Architekten, Bodyguards, Privatdetektive, Büchsenmacher oder Party- und Hochzeitsplaner [siehe Liste].
Unternehmen (zur Erinnerung: IBM investiert 10 Mio. Dollar in Second Life) haben in virtuellen Welten zusätzliche Chancen, zum Beispiel um neue Produkte zu testen, mit Konsumenten in direkten Kontakt zu treten, Crowdsourcing-Projekte umzusetzen, ein innovatives Image zu schaffen, und sich einen first-mover Vorsprung zu sichern. Trotzdem sollte man sorgfältig abwägen, ob und vor allem wie man sich die Virtualität zu Nutze macht. Nur kopflos und überhastet loszulegen funktioniert in SL ebenso wenig wie im wahren Leben.
Wer auf dem Laufenden bleiben will: Im Business Communicators Blog gibt es eine Übersicht der wichtigsten Magazine über Leben, Trends und Chancen von SecondLife. Auch Burkhard Schneider, Markus Breuer oder Sebastian Küpers.
Ein Nachsatz: Auch wenn im Moment Second Life zum Synonym für virtuelle Welten zu werden scheint – es gibt auch noch andere Plattformen, teilweise mit mehr aktiven Bewohnern, wie z.b. Habbo, 7 Mio. Mitglieder.. [Mehr Infos].
Egal, ob man jetzt auf Seiten derer ist, die Second Life & Co als eine der besten und innovativsten Geschäftschancen der Gegenwart sehen, oder jener, die sie als temporäre Spinnerei des Informationszeitalters abstempeln – bei Strategieüberlegungen sollten sie zumindest respektiert werden. Stellen Sie sich vor, es wäre irgendwann möglich, von einer Welt in die andere zu reisen. Dann gäbe es (schon heute!) zig Millionen Menschen, die zu einer neuen, globalen Zielgruppe für jedes Unternehmen geworden wären…
5 Linktipps:
– Was ist Second Life?
– A new world order: Virtualität trifft Realität
– Die Figuren verlassen die virtuelle Welt
– adidas: Wie bringt man eine Marke in die virtuelle Welt
– SL: Incredible innovator but probably not sustainable