Immer und immer wieder starre ich auf den Bildschirm mit dem sich endlos drehenden Spaghetti-Kaleidoskop. Ach Jeff , was für eine geniale Idee du doch statt dieser langweiligen Animationen hattest. Wer Jeff ist? Seine Geschichte liest sich so:
Eine Luxemburger Bar beauftragt den unbekannten Filmemacher Jeff Desom, ein 20 minütiges Video zu kreieren. Eine breite Leinwand, kein Budget – immerhin bietet man dem Nachwuchskünstler ja Werbefläche.
Für aufwendige Videos fehlt Jeff das Geld. Was tun? Er leiht sich eine Kopie von Alfred Hitchcocks 60 Jahre altem Klassiker „Das Fenster zum Hof“. Rein zur Inspiration. Zum Voyeur-Sein im bunten Treiben in des Meisters mysteriösem Hof.
„Was machen die Leute dort?
Welche Geschichten erleben sie?
Was könnte ich für mein Video übernehmen?“
Es folgt ein Geistesblitz: Alles kann ich übernehmen.
Jefferies Fenster ist Jeffs Fenster.
Jeff schneidet alle Hinterhof-Szenen aus dem Original zu einem neuen Film. Timelapse. Eine neue Story ohne eigentliche Story.
6 Wochen später liefert Jeff sein Werk bei begeisterten Kunden ab und stellt eine 3 Minuten Kurzfassung auf Vimeo online. Das aber erst, nachdem die 20 Minuten Fassung tagelang unbeachtet geblieben war. Seine Erklärung für den anfänglichen Flopp: Im Internet zählen Kürze, Würze und Fürsprecher. Hier das beeindruckende Ergebnis von Jeff’s nächtlichen Photoshop-Experimenten:
Mittlerweile ist Jeff weltweit gefragt, viel gebucht und viele Auszeichnungen und Kunden schwerer.
Was wäre noch vor 10 Jahren mit Jeff passiert? Wäre es für ihn damals genauso einfach gewesen, so schnell so erfolgreich und so bekannt zu werden? So viele neue Fans und Kunden zu gewinnen? Wir wissen es nicht.
Aber wir wissen, dass Bekanntwerden bzw. Sich-Selbst-Bekannt-machen ungleich schwieriger, teurer, fremdgesteuerter und schleimspurenbehafteter war als heute.
Diese Zeit gehört den Mutigen.
Jenen, die anders|sind.
Jenen, die das auch mit Stolz zeigen.
Jedoch ohne zu nerven.
– Bestimmt gehört diese Zeit aber nicht jenen, die mich täglich auf XING & Facebook mit Links zu austauschbaren Produkten, Leistungen und Veranstaltungen bombardieren.
Push versus Pull.
Saturn vs. Shades of Grey.
Push ist Spam.
Pull ist Erlaubnis-Haben.
Push ist Mit-der-Tür-ins-Haus-Fallen.
Pull ist Begehrt-und-Unterstützt-Werden.
Push ist (immer) Masse.
Pull ist (meistens) Nische.
Push war.
Pull ist.
Push kann jeder.
Pull ist Kunst.
Nachtrag // Das Spaghetti Monster
Und um deine Email-Frage zu beantworten, liebe E.,
du siehst, Inspirationen für neue Blogbeiträge lauern überall: Selbst in Bars mit nervigen Spaghetti-Kaleidoskopen.