Sie tun es wieder… Fast ewig scheint es her zu sein, als ich 2008 ein ungewöhnliches Mail von Frank und Patrik Riklin erhielt. Ihre damalige Idee eines Nullstern-Hotels sorgte in 160 Ländern für Aufsehen und die beiden ver-rückenden Schweizer heimsten zahlreiche Auszeichnungen ein.
Seit jenem Mail ist einiges passiert: Die Brüder schlugen einen russischen Millionen-Deal in den Wind und schützten ihre Marke vor der Verhunzung eines banalen Business. Expansions-Projekte in Berlin, Winterthur, St.Gallen und Dubai scheiterten…
Jeder Schritt zurück ist immer Anlauf nehmen für Neues.
Oder wie ich an anderer Stelle geschrieben habe: Wenn wir tun, und es ein Hit wird, gewinnen wir. Wenn wir tun, und es floppt, gewinnen wir auch. – Weil die Erfahrung eine Lehrstunde ist, die uns hilft, es beim nächsten Mal anders zu tun… damit es ein Hit wird.
Zurück zu Frank und Patrik. Heute freue ich mich über neue Post aus dem Atelier für Sonderaufgaben: „Wir radikalisieren unsere eigene Idee, verabschieden uns endgültig von der Bunkerversion und lancieren die Landversion. Ein Ort aktiver und fantasievoller Gestaltung und Begegnung.“
Die Riklins erklären die Täler der Schweiz zu „Hotelräumen“. Ohne Wände, ohne Dach, ohne Immobilie. Die Landschaft Schweiz ist das imaginäre „Gebäude“ der neuen Null-Stern-Version. Die Kooperationspartner sind Tourismusverbände. Sie sind die Schnittstelle zwischen Angebot und der Bevölkerung.
Betrieben wird das „Hotel“ durch die Bewohner des Safientals. „Hotelier“ ist das Tal selbst. Die Gastgeberrolle wechselt; einmal ist es eine Mitarbeiterin der Gemeinde, ein anderes Mal der Landwirt des Nachbarweilers, der die Gäste mit Kaffee oder mikroregional produzierten Bio-Salamirädli verwöhnt.
Das Bett ist nur dann aktiv, wenn gebucht wird. Ohne Buchung steht es im Standbye-Modus. Überdeckt mit einer gängigen Landwirtschafts-Schutzblache.
Zehnmal teurer wird die Landversion im Vergleich zur Bunkerversion; und auch im Vergleich mit jenen Billigangeboten, mit denen so manch verzweifelter 4-Sterne Hotelier über Aldi- und Hoferreisen versucht, ein austauschbares Angebot doch noch irgendwie an den Gast zu bringen.
Die Riklins stellen in Frage und regen mit ihren Antithesen zum touristischen Wachstums-, Grössen- und Luxuswahn zum Denken in anderen Perspektiven an.
Betrachten wir die Zahl Null nicht für weniger Erlebnis; sondern für Freiheit und Unabhängigkeit. Dafür, Luxus neu zu definieren. Kein Stern, keine Teilnahme am Monopolsystem der Sterne-Maximierung – und deshalb auch (fast) null Auflagen.
Null Sterne? Baaah – eine Million Sterne (die euch und euren Gästen ohnehin vom – hoffentlich regenfreien – Nachthimmel strahlen) für diese großartige Umsetzung eines einfachen Konzeptes.
Danke, ihr beiden!