In Österreich gibt es laut Statistik Austria 2.206 4- und 5 Sterne Hotels, 5.467 mit 3 und 5.661 Hotels mit 2 oder einem Stern. Null Sterne Hotels gibt es aber noch keines. Null Sterne?
In Kooperation mit der Gemeinde Sevelen [Anm.: St. Gallen, Schweiz] entstand das weltweit erste Null Stern Hotel als lustvolle Erweiterung des gängigen Hotelangebots. Das Low-Budget-Hotel bietet ein innovatives Nischenprodukt in mehrheitlich leerstehenden Luftschutzanlagen der Schweiz in Form einer Kunstinstallation.
Die Köpfe hinter dem Konzept sind die Künstlerzwillinge Frank und Patrik Riklin. Die beiden beschreiben das Konzept so:
„Ein Hotel-Stern signalisiert normalerweise den Anspruch auf Seriosität. Der Verzicht auf diese Kategorisierung bedeutet im Gegenzug aber totale Befreiung.“ [RP Online]
Wenn Testschläfer dann allerdings erzählen, dass ein Butler mit weißem Hemd und Fliege die Gäste am Morgen höchstpersönlich weckt und den Kaffee gleich mitbringt, frage ich mich in welchen 4-Sterne Hotel das der Fall ist 🙂
Hotelzimmer ab 6 Euro
Neben der Differenzierung trifft die (Spar-)Idee sogar noch den richtigen Zeitpunkt (Stichwort Finanzkrise). Zwischen 6 und 25 Euro soll eine Nacht im Betonbunker ohne Fenster kosten. Das Billighotel öffnet Anfang 2009. Ansprechen soll das Pilotprojekt Menschen die nur mal schnell eben einen Schlafplatz brauchen – und derer gibt es viele.
54 Schlafplätze hat das Hotel, die Außenwelt ist nur über Live-Cams und Monitore sichtbar. Wer in den metallenen Militär-Stockbetten oder in den etwas weicheren Jugendstil-Betten schlafen darf entscheidet das Los – übrigens auch wer warm Duschen darf.
Erwähnenswert wie die Ausstattug des Hotels zusammengetragen wurde: Hier half das ganze 4.000 Seelen Dorf mit. Die Bewohner von verliehen oder verschenkten Bettwäsche, Nachttische, Lampen und Betten. Wahrscheinlich stammen auch die Wärmflaschen von ihnen. Diese sollen die fehlende Heizung ersetzen.
Einmal im Leben Hoteldirektor sein
Die Riklins brauchten die Einwohner von Sevelen aber nicht nur für die Finanzierung der Hotel-Ausstattung, sondern sollen diese auch abwechselnd die Rolle des Hoteldirektors übernehmen.
Konzept mit Zukunft?
Den Namen haben die Riklins sicherheitshalber schon mal zum Markenschutz angemeldet, denn sie können sich durchaus vorstellen eine Kette zu gründen. Warum auch nicht, solange sich genügend Gäste finden. Und leer-stehende Zivilschutzanlagen gibt es in der Schweiz (und nicht nur dort) unzählige.
Egal ob man nun Anhänger von Komfort oder Billighotel ist, muss man den Riklins die Schaffung und Vermarktung eines tollen Konzeptes zugestehen. Durch seine klare Positionierung differenziert es sich von der breiten Masse. Und es polarisiert. Aber genau deshalb haben viele internationale Medien bereits kostenlos die Werbetrommel gerührt über das Nullstern Hotel berichtet. Das schaffen andere heute nicht mal mehr, indem sie das 99te Hotel sind, das Zimmerpreise nach Körpergewicht verkaufen.
Foto-Quelle: www.null-stern-hotel.ch
Ein Interview mit den Riklin Brüdern gibt es in der Süddeutschen Zeitung.
Astrid, danke dir für dein Mail mit dem Hinweis zum Hotel und deine Anmerkungen. Mir fielen bei den Bildern Hotelzimmer ein, die man als Fan der Veroner Oper in ausverkauften Zeiten eben gerne mal in Kauf nimmt – allerdings hatten die sehr wohl Sterne 🙂