Ich habe diese Woche (wieder einmal) ONCE gesehen. Einen (Musik-)Film der in nur 17 Tagen mit Sony Handkameras gedreht wurde – in den Wohnungen der Crewmitglieder.
Ein minimales Budget von 130.000 Euro), Laienschauspieler die im Film keine Namen haben, nur 2 landesweite Kopien zum US-Kinostart, die Filmmusik wurde vom Hauptdarsteller komponiert, etc.
Es sind vor allem 3 Dinge die diesen Film erfoglreich gemacht haben. 3 Dinge die uns jeden Tag auch in unserem Beruf begegnen, ungeachtet dessen ob wir sie bewusst einsetzen oder sie uns unbewusst beeinflussen.
1. Entscheidungen anhand eines klaren Fokus treffen
Bei der Wahl des männlichen Hauptdarstellers stand Regisseur John Carney vor einer schweren Wahl: Einen sehr guten Schauspieler zu verpflichten der durchschnittlich singen konnte, oder einen sehr guten Sänger der jedoch nur ein (unter-)durchschnittlicher Schauspieler war. Da der Fokus der Handlung auf der Musik lag, entschied er sich für den Musiker Glen Hansard, der die meisten Songs des Films selbst geschrieben hatte.
Die richtige Entscheidung, denn der einfachere Weg des sehr guten Schauspielers hätte vielleicht nie zum nächsten Pluspunkt geführt:
2. Leidenschaft, Kreativität, Ausdauer
Was man nicht liebt, kann man nicht machen. Da ging mir ein Licht auf, und ich sah recht gut ein, dass ich die Arbeit bisher als ein Geschäft behandelt hatte … (Goethe)
Wer in 17 Tagen und einem winzigen Budget ein Filmprojekt abdrehen will, ist auf den leidenschaftlichen Einsatz und kreative Ideen eines funktionierenden Teams angewiesen.
Nichts kann diese Leidenschaft besser unterstreichen, als die Performance der beiden Hauptdarsteller in dieser Filmszene (bei der so wie bei allen anderen kein Playback zum Einsatz kam).
Once war von allen europäischen Filmfestival-(Experten!-)Jurys abgelehnt. Das Publikum mochte den Film und so gewann Once auf dem Sundance Film Festival 2007 überraschend den Publikumspreis und heimste in weiterer Folge noch einige Preise ein – inklusive einem Oscar in der Kategorie Bester Song.
Steven Spielberg soll lt. USA Today gesagt haben: „Dieser kleine Film hat mir genügend Inspiration geschenkt, um damit durchs ganze Jahr zu kommen.“
3. Eine Geschichte rund um die Geschichte: Storytelling
Die vielen Geschichten rund um den (auch finanziell) sehr erfolgreichen Film sind beinahe so schön und authentisch wie der Film selbst. Und die Geschichten scheinen kein Ende zu nehmen:
Die beiden Hauptdarsteller, Markéta Irglová (Musikerin aus Tschechien) und der 18 Jahre ältere irische Sänger und Gitarrist Glen Hansard, entdeckten während der Dreharbeiten ihre Liebe zueinander. Seitdem ziehen sie als Duo und privates Paar unter dem Namen „The Swell Season“ durch die Welt.
Auch Bob Dylan war so begeistert von den musikalischen Fähigkeiten des Filmpaares, dass er sie 2007 als Vorgruppe auf seiner Welt-Tournee buchte.
Viel Vergnügen bei diesem musikalischen Leckerbissen!