Fans des Eurovision Song Contests saßen schockiert vor Ihren Fernsehgeräten. Klänge die bislang einer eingeschworenen Fangemeinde vorenthalten waren, machten sich in Europas Wohnzimmern breit. Egal wie man zur Musik der finnischen Band Lordi steht – ihr Sieg beweist eine auch in der Wirtschaft gültige Regel: Raus aus der grauen Mitte! Erfolg hat, wer anders ist.
„Europe, get ready to get scared“, steht auf der Homepage der Band. Und sie lehrten Europa tatsächlich das Fürchten. Mit rekordverdächtigem Vorsprung gewann die Band Lordi den 51. Grand Prix Eurovision de la Chanson. Das Rezept zum Sieg:
.: Lordi ist anders :. Lordi polarisiert :.
Hier liegt das Geheimnis des Erfolges. Wer erinnert sich schon an 90% der brav trällernden TeilnehmerInnen aus Ländern, die man größtenteils nur vom Hörensagen oder aus Kriegsberichterstattungen kennt? Lordi bleibt in Erinnerung. Weil sie anders sind, nicht besser, nicht schlechter, aber vor allem nicht graue Mitte. Lordi sind Schwarz. Lordi sind Weiß – je nach Geschmack.
Schon nach der lokalen Vorausscheidung (unter 12 Bands setzte sich Lordi mit sagenhaften 42% aller Stimmen durch) stand für das bislang sieglose Finnland fest: Wir werden Letzer. Oder Erster. Finnland wurde erster.
Noch eines mussten alteingesessene Traditionsfanatiker gestern erkennen: Die Zukunft beginnt ohne Vorwarnung. Sie tritt einfach ein. Es gibt keine Trennlinie zwischen gestern, heute und morgen. Die Übergänge sind fließend. Wer, so wie auch Ralph Siegel, immer noch glaubt Erfolg zu haben, indem er die Vergangenheit fortsetzt, wird mit Misserfolg bestraft.
Das ehemalige Schlagersternchen Nicole meinte in einem Interview: „Besonders schlimm finde ich die Horrorgestalt Lordi, die wohl eher in die Geisterbahn als auf die Grand-Prix-Bühne gehört. […] Mein Appell an die Grand-Prix-Chefs kann nur lauten: Macht unseren Grand Prix nicht kaputt! Wir wollen endlich wieder schöne Lieder mit eingängigen Melodien und Texten hören.“
Auch wenn es einige nicht wahr haben wollen: Die Mitte ist tot. Nicht eine verschworene Hardrockgemeinde hat Lordi zum Sieg beim Song Contest verholfen. Für 21% Europas war Lordi Nr. 1, für 82% gehörten sie zu den Top 5. Aber nicht allein der Musik wegen. Sondern weil sie anders waren.
Das Video des Auftritts finden Sie auf Google Video.