Und noch einmal heißt es hier: ‚Offline ist das neue Online’…
Während viele Reiseveranstalter und -anbieter noch immer nach passenden Internet-Vertriebskonzepten suchen, holt das erste Internet-Reisebüro zur Real-World-Offensive aus. Das Web-Reisebüro Weg.de wird jetzt beiden Bedeutungen seines Namens gerecht und beschreitet neue Wege.
Vor eineinhalb Jahren hat Aleksandar Vucak Weg.de in einem Münchner Hinterhof auf Metaplanwänden gegründet. Inzwischen hat er unter Deutschlands Internetreisebüros längst einen doppelstelligen Prozent-Marktanteil erreicht – und das in einem Segement, das in den letzten 5 Jahren um über 300% gewachsen ist. 6,4 Mrd. Euro macht der touristische B2C-Onlineumsatz derzeit aus.
Stiftung-Warentest hatte das Portal im August-Heft zum Testsieger und den Online Anbietern, vor klanghaften Namen wie Opodo, Expedia oder TUI. Warum will sich das Unternehmen jetzt den Sprung in die heiß umkämpfte ‚echte‘ Welt antun? Wahrscheinlich um sich einen Anteil am großen Kuchen der 85% in Reisebüros gebuchten Privatreisen zu sicher!
Laut Financial Times Deutschland will Weg.de bis Ende nächsten Jahres 200 Geschäftsstellen aus ‚Fleisch und Blut‘ eröffnen, sowohl in Form selbständiger Büros, als auch mittels Franchising.
Die größte Herausforderung könnte darin bestehen, aus dem virtuellen Angebot ein adaptiertes (beratungsintensives) Offline-Geschäftsmodell für anspruchsvolle Reisen zu entwickeln – und dieses den Kunden glaubhaft zu kommunizieren. Denn immerhin erwarten sich 3/4 aller Reisebüro-Bucher eine umfassende, qualitativ einwandfreie Beratung.
Ob andere nachziehen steht noch in den Sternen. Die Devise scheint zu sein: Abwarten und den Erfolg von Weg.de beobachten.
Michael Buller, Deutschlandchef von Lastminute.com dazu in der FTD: ‚Wenn ein Kunde in unserem Büro so viel Zeit verbringen würde wie auf unserer Webseite, wären wir schnell pleite.‚ Da könnte er wohl recht haben. Aber wenn es Weg.de gelingt, auch diese Hürde zu nehmen, hat es wieder einmal die Nase vorn.
Noch ein Satz ist mir in der ‚Reiseanalyse 2006‘ aufgefallen:
‚Durch die technologische Entwicklung, aber auch die zunehmende Reiseerfahrung haben die direkten Buchungsmöglichkeiten bei Unterkünften, Verkehrsträgern und Reiseveranstaltern an Bedeutung gewonnen.‘
Das bestätigt was die meisten immer noch nicht wahrhaben wollen: Im Internet (auch abseits der klassischen Buchungsportale!) gefunden zu werden, ist für Hotels und andere Zimmervermieter nicht nur ’nett‘, sondern entwickelt sich zur Überlebensfrage! Und dann gäbe es ja auch noch so etwas wie Bewertungsplattformen (übrigens eröffnet auch Weg.de demnächste eine), deren Stimmen viele gerne ignorieren. Wer das tut, hat anderen gegenüber schlechtere Karten. Das wissen wir nicht erst seit es Qype gibt.
Quellen: FTD, Stiftung Warentest, Reiseanalyse 2006, Reiseblog, Innovations-Report