35° im Schatten. August. Das öffentliche Leben ist eingeschlafen. Firmen haben geschlossen. Die Innenstädte sind wie leer gefegt. Schlechte Zeiten für Geschäftsbesitzer.
104 Jahre später: 35° im Schatten. August. Sie sitzen in ihren dunklen Anzügen, langärmeligen Hemden und Krawatten in ihren Büros und arbeiten – so als wäre es November. Kaum eine Spur von Hitzemüdigkeit. Hin und wieder ein Niesen.
In Innenstadtgeschäften und Kaufhäusern herscht buntes Treiben. Einkaufen mitten im Sommer? In Restaurants die ich vor Jahren wegen der brütenden Hitze gemieden hatte, ist es angenehm kühl. Geschäftsreisen nach Delhi, Hong Kong oder Mexiko waren sogar im Sommer erträglich.
Hin und wieder ist es zu viel. Sommergrippe oder Erkältung? Auf jeden Fall muss Medizin her. Auch Tankstellen freuen sich über den höheren Kraftstoffverbrauch, abhängig vom Fahrzeugtyp 0.5 – über 5 Liter auf 100km [Quelle: Messergebnisse WDR].
Beispiele die zeigen, dass eine Erfindung Gewohnheiten beeinflusst und die Produktivität gesteigert hat. Zwei Ansprüche die Erfindungen und Innovationen stellen, um als solche bezeichnet werden zu dürfen. Und es geht weiter:
Es werden immer mehr Klimaanlagen. Der Energieverbrauch steigt, so wie die Preise. Für Menschen wie Seth Godin ist sie neben dem Auto sogar die wichtigste Erfindung der Geschichte. Auch wenn solche Prädikate subjektiv sind, in einem Punkt stimme ich Seth zu: die Klimaanlage hat tatsächlich unsere Welt verändert.
Ohne Macaroni keine Klimaanlage
Am Anfang ging es aber nicht darum, das Leben der Menschen kühler zu gestalten – es ging um feuchte Nudeln!
Willis Carrier hatte einem Produzente von Macaroni versprochen, eine Lösung für das Feuchtwerden seiner geliebten Pasta zu finden. Es gelang. Willis wird die Erfindung der ersten elektrischen Klimaanlage (1902) zugeschrieben.
Zwei Jahrzehnte lang kam aber kaum jemand auf die Idee, Lebensbereiche zu kühlen, Produkte standen weiterhin im Vorgergrund. Solange, bis Luxushotels und Theater anders|dachten und Carrier engagierten.
Weltweiter Siegeszug
Ihren Status als Luxusobjekt verlor die Klimaanlage aber erst nach dem 2. Weltkrieg. Aber nicht weil Amerika plötzlich das Motto ‚Wohlfühl-Atmosphäre für jedermann‘ ausgerufen hatte: Im Vordergrung stand ein banales Wirtschaftsmotiv – die Erhöhung der Produktivität.
[Innovations-Geschichte der Klimaanlage]
[Infos Klimaanlage auf Wikipedia]