Letzte Woche moderierte ich für einige junge Hoteliers einen Workshop zum Thema Positionierung. In einem Teilworkshop kam das Thema Blogs im Tourismus auf, und weil Menschen (zumindest in unserem Kulturkreis), zuerst einmal sehr gerne erklären, warum „Neues“ nicht funktionieren wird, haben wir für das Brainstorming folgende Fragestellung definiert: „Gründe warum wir kein Blog starten sollten.“
Hier jene 10 ausgewählten Argumente, über die die Hoteliers im Anschluss an das Brainstorming diskutieren wollten.
- Ich weiß nicht worüber ich schreiben soll.
- Alle relevanten Infos stehen schon auf unserer Homepage.
- Wir wollen bei Google nicht besser gefunden werden.
- Weil wir bereits 2.000 EUR im Monat für Suchmaschinenmarketing ausgeben.
- Wir vertrauen auf die Prospekte die unsere Marketingagentur für uns erstellt.
- Wir wollen keine Angriffsfläche für negative Kritik bieten.
- Ich habe keine Zeit.
- Wir haben niemanden der gut schreiben kann.
- Weil niemand uns lesen würde. Unsere Newsletter bringen auch nicht wirklich viele Klicks zu unserer Homepage.
Es war eine Freude, die lebhaften Diskussionen zu moderieren und ich danke den TeilnehmerInnen für die Offenheit und die Zustimmung, ein paar Zitate hier veröffentlichen zu dürfen. Sei es um andere an ihren Überlegungen teilhaben zu lassen, oder auch um weitere Diskussionen anzuregen.
- Ich weiß nicht worüber ich schreiben soll.
„Wenn wir als Hoteliers keine Geschichten mehr zu erzählen haben die unsere Gäste interessieren, wer dann? Und wie wäre es mit Wander-, Ausflugstipps, Veranstaltungen, Urlaubsfotos, Rezepten,… Alles Dinge mit denen wir Kunden an uns binden könnten.“ - Alle relevanten Infos stehen schon auf unserer Homepage.
„Aber eben nur „Informationen“. Wo sind die Anreize um unsere Homepage regelmäßig zu besuchen?“ - Wir wollen bei Google nicht besser gefunden werden.
„Warum sollten wir diese Chance auslassen? Wenn ich bei Google etwas suche, finde ich doch ohnehin nur noch Blogs. Da soll unseres auch dazugehören!“ - Weil wir bereits 2.000 EUR im Monat für Suchmaschinenmarketing ausgeben.
„Vielleicht könnten wir uns hier etwas sparen?! Ich meine nicht die ganze Optimierung zu ersetzen, aber zu ergänzen.“ - Wir vertrauen auf die Prospekte die unsere Marketingagentur für uns erstellt.
„Aber stellt Euch einmal vor, wie viele Prospekte unsere Gäste auch von anderen Hotels erhalten. Mit dem Blog könnten wir das ganze Jahr über Gäste ansprechen, und vielleicht sogar ganz neue Zielgruppen erreichen…“ - Wir wollen keine Angriffsfläche für negative Kritik bieten.
„Hast du Angst vor Kritik? Es gibt auch jede Menge positiver Kritik! Hast du schon mal nach deinem Hotel gegoogelt? Feedbacks sind doch ohnehin schon lange da, da hol ich sie mir doch lieber auf mein eigenes Blog, dann kann ich Positives nutzen und auf Negatives reagieren.“ - Ich habe keine Zeit.
„Um Gäste auf uns aufmerksam zu machen, Gäste für uns zu begeistern und an uns zu binden, müssen wir uns Zeit nehmen!“ - Wir haben niemanden der gut schreiben kann.
„Wozu gut schreiben? Geht es in Blogs nicht darum, dass wir unser wahres Gesicht zeigen? Dürfen wir dort nicht so „reden“, wie uns der Schnabel gewachsen ist?“ - Weil niemand uns lesen würde. Unsere Newsletter bringen auch nicht wirklich viele Klicks zu unserer Homepage.
„Dann lass dir was Spannendes einfallen, das deine Gäste wirklich interessiert! Im Hotel schaffst du es doch auch, deine Gäste Tag für Tag zu unterhalten.“
Am Ende blieb kein Argument über, das noch wirklich gegen ein Blog sprach – mit Ausnahme des folgenden.
- Weil es noch zu wenig Erfahrungen und Best Practice Beispiele gibt.
Auch wenn es inhaltlich (siehe hier, hier, hier oder hier) nicht ganz richtig ist, und es inzwischen unter 13.000 österreichischen Hotels, Gasthöfen und Pensionen zumindest einen bloggenden Hotelier und ein Gasthof-Blog gibt, so war es doch der ausschlaggebende Punkt, warum sich die Hoteliers am Ende darauf geeinigt haben, mit Ihrem Blog-Projekt erst Ende des Jahres zu beginnen.
Ich kommentiere das jetzt nicht weiter, vor allem aus dem Grund, weil es tatsächlich dringlichere Schwerpunkte gab, die noch vor einem Blog umgesetzt werden sollen. Ein Hinweis auf meinen Beitrag von morgen sei aber erlaubt. Dort wird es gleich um eine ganze Gruppe von Hotels gehen, die sich für ein Gemeinschafts-Blog entschieden haben…
Noch etwas passt zum Thema: Ich war letzte Woche wieder einmal im Gasthof Gletscherblick, um dort ein vorzügliches Mittagessen zu genießen. Die bloggende Wirtin Barbara Schreiner erzählte mir dabei von diesem „Missgeschick“:
„Früher hatten wir pro Tag maximal 10 Besucher auf unserer Homepage. Allein in der letzten Woche waren es über 500, die nur über den Suchbegriff „Sommergerichte“ zu uns gekommen sind, die anderen gar nicht mitgezählt. Als ich den Beitrag im Mai geschrieben hatte, war das aber überhaupt nicht meine Absicht…“
(Anmerkung: Und das ohne 2.000 EUR p.m. Suchmaschinenoptimierung 🙂