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3 Menschen, 3 Aussagen in weniger als 3 Wochen. Das macht mich nachdenklich. Erstmal. Dann formen sich spontane Antworten. Zu später Stunde spontan niedergeschrieben. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Losgelassene Gedanken für den öffentlichen Themenspeicher. Enjoy!

„Ich geb mein Blog auf und mach jetzt auf Facebook.“ // „Warum machst du dein Blog nicht dicht? Du bist doch auch schon auf Facebook!“ // „Alle sind auf Facebook, ich brauch kein Blog mehr!“

R.I.P – Nachruf am Anfang


Liebes Team vom „Lustigen Friedhof“ – Danke für die Erlaubnis zum Fotografieren! Infos: Museumsfriedhof Kramsach)

Second Life, MySpace, StudiVZ, XING,… auf der Wiese vor dem edlen Haus stehen einige Grabsteine. Manche
versehen mit Jahreszahlen, auf anderen fehlen sie noch. Mit jedem neuen Grabstein im Garten des Anwesens erstrahlt das Haus noch mächtiger, denn es hat sie alle überlebt…

Facebook – JA! Aber nicht um den Preis für mein Blog!


Foto: Flickr CC

Stell dir vor du gehst durch eine Einkaufsstraße und alle Schaufenster schauen wie geklont aus: Die selbe Deko, die gleichen Puppen, die gleiche Inszenierung. Nur die Farben der Kleider die sie tragen sind anders.

Hier wohne ICH! – Individuell statt Teil der Masse


Quelle: Flickr CC

Dein Blog ist dein Wohnzimmer. Wer es betritt ist Gast in deinem Haus, lernt deinen Lebensstil kennen, deine Sprache, deine Kultur, dich als Mensch.

Facebook ist der angemietete Showroom mit vorgegebener Dimension. Der Inhaber verbietet dir das Einreißen oder Aufziehen von Wänden, Verändern der Einrichtung und das Legen neuer Fußböden. Schön, du darfst deine Produkte ins Regal legen, aber macht dich das Ergebnis glücklich?


Quelle: Flickr CC

Was, wenn die Mieten ab morgen verzehnfacht werden? Wenn du Kosten tragen musst, weil eine Zwischenwand aufgestellt wird die du gar nicht brauchst? Was, wenn der Stadtrat die Frequenz in deiner Straße morgen reglementiert? Was, wenn der Wanderzirkus der Geeks, Nerds mitsamt dem Publikum weiterzieht?

Bist du dann immer noch glücklich?

Oder sehnst du dich wieder nach deinem Wohnzimmer in deinem Haus? Dort, wo du der Gastgeber bist? Dorthin, wo du dich alleine oder unter deinesgleichen zurückziehen kannst. Dorthin, wo das ohrenbetäubende Gezwitscher dich nicht vom Wesentlichen ablenkt und du deine Aufzeichnungen auch nach Jahren noch findest.

Lieber Sex im Wohnzimmer als ein Quickie auf Facebook

Auf Facebook gibt es eine Milliarde Blogger. Das Geschrei wird zu einem ohrenbetäubendem Lärm. Jeder redet – doch wer hat wirklich etwas zu sagen?

Es ist einfach geworden, die Inhalte anderer zu teilen (und das ist gut so!). Es ist genauso einfach, 140 Zeichen aus der Tastatur zu saugen (um zumindest einmal Twitter ins Spiel zu bringen). Sage mir: Ist das Content?

Eine Statusmeldung ist noch immer das, was sie von Anfang an war: Eine kurze Beschreibung eines Zustandes. Eine Möglichkeit, einen Gedanken mit Freunden zu teilen. Content aber ist mehr, als nur ein schnell publizierter Gedanke!

Eine Statusmeldung ist ein Quickie. Content ist das Beziehungen erfüllende Liebesspiel.

Hast du Lust, dich auf Facebook mit endlosen Textpassagen zu befassen? Ich nicht. In Blogs bin ich dazu bereit und lasse mich auch nicht von der Reizüberflutung ablenken.

Menschen sind reif(er) für Blogs

Warum gibst du ausgerechnet jetzt auf? Jetzt, wo du erst so richtig durchstarten solltest! Blogs sind überall und viele Menschen haben sich erst vor kurzem einigermaßen an sie gewöhnt – bewusst oder unbewusst. Anders als vor noch wenigen Jahren ist es heute weitgehend unnötig geworden zu erklären, was ein Blog ist, was Feeds sind, wie man sie nutzt, durchforstet, in Dialog tritt, Inhalte teilt, …

Menschen die im Internet surfen, unterscheiden kaum noch zwischen Webseite, News-Seite oder Blog. Auch deshalb, weil die einst v.a. für Blogs charakteristischen, exotisch anmutenden Icons wie Share-, Like- oder Feed-Buttons das Netz und Webseiten längst durchdrungen haben.

Jahrelang wolltest du in Suchmaschinen nachhaltig ganz oben stehen…

… heute ist es dir wichtig, im Newsstream deiner „Freunde“ für ein einige Minuten „on top“ zu landen. Wozu? Interessiert deine Freunde tatsächlich, dass du gerade für einen Kunden eine Pressemitteilung veröffentlicht hast? Bist du nicht eher ein Störfaktor des natürlichen Flusses an Gesprächen aus menschlichen Stimmen?

Heute bezahlst du dafür, dass deine Posts überhaupt noch eingeblendet werden. Du regst dich furchtbar darüber auf. Und was mache ich? Ein wunderbares Plugin blendet mir deine gesponserten Nachrichten aus. Weil sie mich einfach nicht interessieren!

Nachrichten die mich interessieren werden auf andere Weise zu mir kommen. Weil ich es will – nicht weil du oder Facebook entscheiden, dass ich es wissen wollen will!

Apropos Suchmaschinen: Nachdem du dein Blog abgedreht hattest – wo sagtest du, erscheinst du jetzt bei Google? 🙂

Gastgeber oder Sklave?

In deinem Blog gibst DU die Spielregeln vor – nur du! Du hast das virtuelle Hausrecht! Du entscheidest, wie du dein Wohnzimmer dekorierst, auf welchem Stuhl ich Platz nehmen darf und aus welchen Gläsern wir welchen Wein trinken.

Mal ehrlich: Weißt du eigentlich worauf du dich mit deinem Facebook Auftritt wirklich einlässt? Kennst du das Hausrecht von Facebook? Fast wöchentlich schmunzle ich über empörte UnternehmerInnen deren Facebook Profil über Nacht verschwunden war, weil es in irgendeiner Form gegen die Spielregeln verstoßen hatte.

Exkurs für die vielen (ohne hier wen zu nennen), die es noch immer nicht verstanden haben: Profile sind für Menschen vorgesehen! Seiten für Unternehmen. Ausnahmslos! Wenn genügend Nutzer (oder sag Mitbewerber zu ihnen) dein Profil melden, bist du morgen los, was du monatelang aufgebaut hast!

„Was mache ich mit negativen Kommentaren in meinem Blog?“

Wie oft haben wir diese Frage in Workshops diskutiert. Sie war eine häufig gestellte. „Kommentare erstmal moderieren“, war deine Forderung. Wenn du bislang vor negativen Kommentaren in deinem Blog schon Angst hattest, warum verlierst du eine gesunde Vorsicht jetzt zur Gänze? Kannst du mit den 24/7 Anforderungen auf Facebook überhaupt umgehen? Wie „moderierst“ du dort deine Kommentare?

Ich behaupte sogar, dass die Kommunikationskultur in Blogs eine wesentlich höher entwickelte ist als jene auf Facebook, was mitunter auch am selektiveren Besucherkreis liegt.

Ein Blog ist mehr als ein Facebook Profil…

… und ein Facebook Profil (Seite) ist mehr als ein Friedhof für die Überschriften deiner Blogbeiträge!

Nicht >entweder/oder< sondern >sowohl/als_auch

Erinnerst du dich? „Nutze Facebook, um dein Blog bekannter zu machen!“ Die Aufgabenstellung war niemals „Lass Facebook dein Blog fressen!„.

Deine Webstrategie ist ein Organismus der aus miteinander vernetzten Zellen besteht. Nutze Facebook als einen Kanal. Nutze die Stärken dieses Molochs für dich – aber lass dich nicht be-nutzen!Differenziere wofür du welche Zellen arbeiten lässt!

Kreiere unterschiedlichen Content für Blog und Facebook, um die (unterschiedlichen) Erwartungshaltungen (unterschiedlicher) Menschen deiner (unterschiedlichen) Netzwerke zu erfüllen! Auch wenn die Versuchung, sich der Bequemlichkeit hinzugeben, eine große ist.

Baue dein Haus auf sicherem Grund


Quelle: Flickr CC

Niemals würde ich dieses über Jahre gewachsene Blog aufgeben und mich auf einer anderen Insel niederlassen. Hier ist mein Hafen. Von hier aus erkunde ich die Welt, entdecke Neues und kehre mit den Erfahrungen hierher zurück, um sie mit meinen Freunden zu teilen – als Gastgeber in meinem eigenen Haus.

Du kannst aus Stroh ein Haus auf Sand bauen, weil es auf den ersten Blick einfach erscheint. Oder du gräbst mühsam tiefer und tiefer, bis du auf felsigen Untergrund stößt, setzt die herangeschleppten Steine aufeinander und verbindest sie mit Lehm. Welches Haus wird wohl länger Naturgewalten wie Wind und Wasser trotzen…?

Epilog: Brief an Unbekannt. Zurück in die Zukunft.

Lieber Freund,

erinnerst du dich an die längst vergessene Zeit, als Facebook noch nicht im Mainstream angekommen war. Als wir die eigenen Landsleute auf der fremdsprachigen, fremdartigen und optisch primitiv anmutenden Plattform noch an wenigen Fingern abzählen konnten? Als wir in unseren elitär anmaßenden Blogs die ersten waren, die Pläne sponnen, wie wir dieses „Ding“ für uns nutzen könnten? Und ahnten wir nicht schon damals, …

…dass Facebook schnell zum Einwohnermeldeamt des Internet mutieren würde? Dass die Zeit nicht mehr fern sei, in der jeder, aber auch wirklich jeder Unternehmensberater auf den Social Media Beratungs-Zug aufspringen würde (sobald sich mit dem Thema endlich Geld verdienen ließe)?

…dass demnächst unsinnige Schwanzvergleichs-Rankings entstehen würden, welche Unternehmen sich auf Facebook mit den meisten Fans schmückten?

…dass wir in absehbarer Zukunft nach quantifizierbaren Möglichkeiten suchen müssten, um die Heerscharen der Controlling-Wütigen zu befriedigen die von uns verlangen würden, den monetären Wert eines Facebook Freundes zu errechnen?

…dass das Facebook Logo bald jedes Plakat schmücken würde? – So wie Ende der 90er Jahre das nervige www.blablbabla.de jeden Werbespot beendete – zumindest bis zu jenem Tag, an dem es selbstverständlich sein sollte, dass jedes Unternehmen eine Webpräsenz aufgebaut hatte? So werden auch die blauen Logos (endlich) bald wieder verschwinden.

…dass die mühsamen Fortschritte im Nutzungsverhalten des Internet sich in Windeseile um Jahre zurück entwickeln würden? Nämlich auf den Stand jener Zeit, in der wir uns in einem isolierten Netz namens AOL bewegten. Provokant gesagt stehen wir heute genau wieder dort. Facebook – oder besser seine Nutzer! – saugen das Internet auf. Nur: Wie lange noch?

Hörst du das laute, von Langeweile hervorgerufene, Gähnen schon? Das Ächzen zwischen den „gesponserten Postings“? Gähnst du schon erwachend mit oder träumst du noch? Oder noch schlimmer: Verfällst du gerade jetzt der letzten Traumphase?

Wenn ja, dann wünsche ich dir einen guten Schlaf. Es ist immer deine Wahl. Nur: Wirf den Schlüssel zu deinem Haus nicht weg – du wirst bald wieder hinein wollen.

Hannes Treichl

Ahoi, ich bin Hannes und das ist mein Wohnzimmer. In diesem Blog findest du persönliche Gedanken, Geschichten und Inspirationen für Wirtschaft, Beruf und Leben – weil alles ohnehin untrennbar miteinander verbunden ist. ICH | BLOG | PODCASTS | RAUCHZEICHEN.LIVE