Das kleine Ich bin Ich ist ein kleines, nicht näher bestimmbares, buntes Tier, das auf der Suche nach seiner Identität ist.
Ein Blick in eine große EPU Datenbank reicht, um dutzende Phrasen wie diese zu finden:
- Wir über uns…
- Unsere Agentur…
- Unsere Lösungen…
- Unsere Referenzen…
- Wir sind CEO (unseres EPU’s)
- Mailen Sie uns an info@xyz.com…
Die Liste lässt sich endlos fortsetzen.
Meine Frage an dich:
Warum sprichst du ständig in der Mehrzahl über dich?
„Wir würden uns freuen, wenn Sie sich die Zeit nehmen würden, um mit uns einen gemütlichen Kaffee zu trinken. Dabei können wir Ihre Wünsche und Anliegen in aller Ruhe besprechen.“
Mal ehrlich: Klingt das nicht noch schlimmer als das abgedroschene Doktorphrase „Wie gehts uns denn heute?“
Verzweifelt fragt das kleine Ich bin Ich alle möglichen Tiere (Pferd, Kuh, Fisch, …) ob jemand weiß, wer es ist.
Auf vielen Vorträgen und Diskussionen mit JungunternehmerInnen stimmer wir anfänglich zumeist über einen Punkt überein:
Authentizität ist ein essentieller Baustein für Erfolg geworden. Ihr habt mir zugestimmt, dass sich große Unternehmen oft sehr schwer tun, persönliche Beziehungen aufzubauen. Eben weil sie anonym und hinter unbedeutenden Marken versteckt agieren müssen.
Du netzwerk(el)st für dein Leben gerne, setzt auf Beziehungen. Das ist gut. Aber wenn ich auf deiner Webseite nach deinem Team suche, finde ich das kommunizierte WIR nicht. Ich finde noch nicht mal deinen Namen, weil ich ein Kontakformular ausfüllen muss. Nicht mal eine Mailadresse. Dafür gibst du mir deine Handynummer.
Ist das stimmig? Ist das authentisch?
Ich gehe noch weiter: Ist das ehrlich?
Nur DU (als ICH) bist nicht kopierbar!
Vielleicht habe ich zu lange mit chinesischen Partnern zusammengearbeitet? Wenn ich nach GeschäftspartnerInnen suche, will ich sehr wohl wissen, welche Gesichter die Menschen, denen ich vertrauen soll, haben.
DU bist die Marke! Die meisten EinzelunternehmerInnen werden es womöglich niemals schaffen, eine wertvollere Marke als den eigenen Namen aufzubauen. Das ist nicht nur kein Nachteil, sondern dein allergrößter Vorteil gegenüber vielen anderen.
Du selbst bist das wertvollste Differenzierungsmerkmal!
DU als Person bist unkopierbar – was die meisten deiner Leistungen nicht sind.
Noch immer versteckst du dich hinter einen schützenden – weil anonymisierenden – WIR Maske? Warum? Hier die häufigste Antwort auf meine lästige „Warum bist du nicht authentisch“-Frage:
„Ich sage WIR, weil viele Unternehmen nicht mit EPUs zusammenarbeiten wollen.“
Zwei Gründe, warum diese Antwort falsch ist:
Du belügst mich!
Nehmen wir an, ich suche wirklich einen Kooperationspartner der kein kleines Ich bin Ich, sondern ein WIR ist. Was du hier machst ist Betrug an mir als Kunden.
Du stiehlst mir meine Zeit – und noch viel schlimmer: Du stiehlst dir deine eigene Produktivzeit. Du beraubst dich selbst deiner Glaubwürdigkeit, denn spätestens bei unserem ersten Termin fällt deine WIR-Maske.
Du selbst bist dein Feind
Um es in den Worten eines Kaisers zu sagen: „50% der Fussballfans lieben Bayern München – 50% hassen uns wahrscheinlich.“ Quizfrage: Mit welchen 50% verdient Bayern München wohl sein Geld?
Macht es Sinn, dass ich meine Energie mit der kläffenden Meute vergeude, oder kümmere ich mich lieber um den Ausbau meiner Beziehungen zu meinen Fans? Beides kann eine Strategie sein, doch welcher Weg ist wohl der steinigere?
Danke, dass du mich NICHT kontaktierst!
Ich kann nicht jedem sympathisch sein und das ist gut so! Ich transportiere sehr viel von mir in meinem Blog. Es ist der öffentlich einsehbare Teil in mein berufliches Leben. Es reflektiert meine Standpunkte, Meinungen, Visionen. Die Folgen: Viel positives Echo, gute Kontakte bis hin zu neuen Freundschaften.
Die vielleicht noch folgenschwerere Konsequenz ist, dass ich freiwillig auf Kontakte verzichte! Über eine neutrale Webseite hättest du mich vielleicht kontaktiert. Aber du magst meine Sprache nicht. Du magst meine Einstellung nicht. Es gibt andere, die passen besser zu dir.
Wieder einen Kontakt verloren. – So ein Mist!?! Nein, im Gegenteil. Es ist gut. Sehr gut, denn das andere Szenario bringt uns beiden nichts: Wir treffen uns. Du bezahlst sogar noch meinen Kaffee bevor wir beide der Meinung sind: Nein, eigentlich passt es einfach nicht.
Danke, dass du nicht mit mir Kontakt aufgenommen hast.
Du hast uns beiden wertvolle Zeit geschenkt.
Einige gereimte und gezeichnete Seiten weiter trifft das kleine Ich bin Ich die Erkenntnis wie ein Blitz. Das bunte Tier erkennt:
„Sicherlich – gibt es mich: – ICH BIN ICH!”. Das kleine Ich bin Ich freut sich und gibt seine Erkenntnis sogleich an alle anderen Lebewesen weiter.
Buchtipp Managementbuch Kinderbuch
„Das Kleine Ich bin ich“, Mira Lobe
Thanks to Steve, Tebis and id-iom for sharing your pictures via Flickr CC