Es war kurz vor Weihnachten und wieder einmal ließ sich das Auto meiner Frau nicht starten – untragbar wenn Sie sich vorstellen, dass auf der Rückbank zwei kleine Kinder ungeduldig strampeln und ohnehin schon nervös dem Kinderarztbesuch entgegen fiebern. Weihnachten war ja auch bald also gab es nur eine Lösung: ein neues Auto muss her.
Gesagt getan, zwei Tage später – meine Frau hat sehr konkrete Vorstellunge wie groß, bzw. wie klein ein neues Auto sein muss. So fuhren wir nach einem sonnigen Skitag bei einem großen Innsbrucker Autohaus vorbei. Wir sahen wahrscheinlich in unseren Skihosen und dem Kinderwagen nicht wie potenzielle Autokäufer aus, ansonsten hätte sich die folgende Geschichte hoffentlich anders ereignet.
Ich hatte mir in Internet den genauen Fahrzeugtyp, Farbe und 2 Seiten Extras zusammengestellt und hielt den Ausdruck in der Hand als wir das Geschäft betraten. Zwar waren die Kinder ungeduldig (es war kurz nach 5 Uhr) doch ich war zuversichtlich, dass der Kauf angesichts meiner Vorbereitung in wenigen Minuten erledigt sei. Falsch gedacht – weit und breit kein Verkäufer zu sehen. Wir spazieren also zu einer Bar inmitten des Geschäftes und ich hoffe, dass die gutaussehende Bardame ihr Handy irgendwann zur Seite legt und sich mir widmet. Es dauerte ein paar Minuten dann schien auch sie das endlich begriffen zu haben.
„Ich möchte einen XYZ kaufen und suche einen Verkäufer.“ – „Ich bin hier für die Bar zuständig, die Information ist da drüben.“ Gut, denke ich mir, wandere zur Information und treffe dort – fast möchte ich sagen natürlich – niemanden an. Warten oder suchen? Von ‚warten‘ halte ich schon in Projekten nicht viel, geschweige denn in meinem Privatleben. Während die Geduld meines Sohnes langsam an die Grenzen stößt, schlendere ich durch das Geschäft und versuche immer wieder in Augenkontakt mit einem der Verkäufer zu treten, der gerade mit 2 Blondinen beschäftigt ist – vergebens. Zwei andere Verkäufer füllen Formulare aus, ein dritter parkt ein Auto um.
Also nähere ich mich dem mit den Blondinen, immerhin sieht das ganze mehr nach Kaffeeklatsch als Kundenbetreuung aus, schwenke den Zettel mit dem großen Logo des Geschäftes in meiner Hand und endlich – er wendet sich mir zu aber eher mit einem Blick der sagt: „Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin?“ Und beim näheren Hinhören verstehe ich: Die beiden Damen haben tatsächlich keinerlei Absicht ein Auto zu kaufen, es geht hier um eine rein private Angelegenheit und somit ist das Gespräch natürlich wichtiger als mein Anliegen. „Entschuldigen Sie, ich will hier ein Auto kaufen.“ Er blickt auf die Uhr und meint: „Wir schließen in einer halben Stunde und ich habe hier noch zu tun. Haben Sie morgen Zeit?“
Nein ich habe morgen keine Zeit, drehe mich verärgert weg und gehe zu meiner Frau. Siehe da – inzwischen unterhält sie sich gestikulierend mit einem Verkäufer. Sie scheint erfolgreicher gewesen zu sein als ich – doch wieder liege ich falsch. Mein Sohn hatte sich in eines Autos gesetzt und die Hände aufs Lenkrad gelegt. Der Verkäufer ließ meiner Frau keine Chance auch nur zu einem Wort zu kommen, war herbei gestürmt und erkärt ihr nun, warum ein Kind sich nicht in das Auto setzen dürfe. Eine halbe Stunde nach dem Betreten verließen wir das Autohaus unverrichteter Dinge.
3 Tage später kauften wir einen vergleichbaren Wagen – bei einem kleinen Händler der uns noch dazu Glückwunschkarten zum Geburtstag schreibt…
Heute las ich in einer Wirtschaftszeitung einen Artikel über die aktuelle Auftragslage von Handel und Handwerksgewerbe. Viel Positives konnte ich dem Bericht nicht entnehmen. Anscheinend geht es jedem schlecht – angesichts von Servicewundern wie obigen verständlich, denn in unserer Zeit sind Produkte austauschbar, Service jedoch schlägt Preis.