Dass Bands längst keine Plattenfirmen mehr brauchen um ihre Alben zu finanzieren wissen wir spätestens seit Sellaband (» was ist das?). Es gibt inzwischen viele KünstlerInnen, die über Crowdfunding genügend Geld zusammengekratzt haben, um die Kosten für Aufnahme und Vertrieb hereinzuspielen.
Vor 2 Tagen bin ich im Blog der Kölner Band Angelika Express auf folgende Meldung gestoßen, und gratuliere zum beispielhaft erfolgreich umgesetzten Projekt.
Reservierungsphase abgeschlossen.
Ab sofort werden keine Reservierungen für die “Angelika Aktie” mehr angenommen. Es wurden ca. 1000 Anteile reserviert, da wir nur 500 Anteile ausgeben entscheidet nun am 24.10. das Los. Der Börsianer würde sagen: Die Aktie ist zweifach überzeichnet.
Angelika Express hatte 500 Fans gesucht, die sich mit je 50 Euro (Gesamt EUR 25.000) an der neuen CD „Goldener Trash“ beteiligen. Im Gegenzug erhalten die „Kreditgeber“ 80% der Einnahmen vom Verkauf der CDs. Um das ganze den Fans noch schmackhafter zu machen, haben sich Angelika Express in einen leichten Graubereich gewagt, und das ganze Spielchen „Angelika Aktie“ genannt. (» mehr darüber…)
Vor einem Monat habe ich im Best Practice Business Blog (wo auch sonst, Burkhard 🙂 und einigen anderen von dem Projekt gelesen, und es seitdem verfolgt. Dass es nur wenige Tage gedauert hat bis nicht nur 500, sondern sogar 1.500 Menschen aktiviert werden konnten, hat selbst mich erstaunt. Zu verdanken ist das nicht zuletzt einer sehr gut aufgebauten Social Media Kampagne, die über ein Blog, Twitter, MySpace (wo jeder Musiker auch noch seine eigene Seite betreibt), YouTube Kanal, Flickr Fotoalbum, viele Türen für Fans aufgemacht.
Eigentlich kaum zu verstehen, warum es noch immer so viele (Jung-)Musikerinnen gibt, die diese Chancen nicht nutzen. Hilfe gibt es allerorts, manchmal sogar kostenlos (aber nicht beim Jungunternehmer-Berater vom AMS, denn mir haben einige sich gerade selbstständig machende Künstlerinnen kürzlich von ihren Erfahrungen erzählt.).
Jetzt bin ich gespannt, wie viel Schwung das neue Album beim Verkaufstart aus der bereits großen Mundpropaganda mitnehmen kann. Für den Fan steht in diesem Projekt wohl eher der (nicht zu unterschätzende) ideele bzw. Spaßfaktor im Vordergrund, als die Hoffnung mit seiner Beteiligung groß absahnen zu können. Das beschreibt auch die nachvollziehbare Rechnung von Christian Ihle im taz Blog.
50 € investiert der geneigte Fan in das Albumprojekt und erhält dafür ein Album sowie die angesprochene Gewinnbeteiligung. Bei einem handelsüblichen Preis von 15 € stehen effektiv 35 € auf dem Spiel, die es zu refinanzieren gilt. Bisher hat Angelika Express noch nicht formuliert, wie sie den Gewinn ausweisen bzw. welche weiteren Kosten den Einnahmen gegenüberstehen – bei 500 Aktionären à 35 € müsste der Gewinn jedenfalls 17.500 € betragen, damit die Anteilseigner in den Plusbereich gelangen. (» weiterlesen…
Dass Crowdfunding Projekte aber auch schief gehen können, und dass es mehr braucht als lediglich das Aufsetzen eines Projektblogs, zeigt leider das inzwischen gestorbene Projekt Own Hotel (» Bericht, » Webseite. Mehr dazu und eine Analyse warum es nicht geklappt hat demnächst hier im Blog.