Gestern wurde ein 2 Jahr alter Wunsch meiner Schwägerin endlich erfüllt: Ein simples Küchenradio mit 4 Tasten: Ein/Aus, Senderauswahl, Lautstärke, Klangfarbe.
Warum eine 29 EUR Investition heute Morgen ein Lächeln auf ihr Gesicht gezaubert hat? Weil die Fernbedienung des 2.500 EUR 6.1 Dolby Digital Soundsystems 32 Tasten hat, 20 davon mit Mehrfachbelegung und unzähligen Kombinationsmöglichkeiten. Jeden Morgen hatte sie vergeblich versucht, das Ding in Gang zu bringen. Radiohören zum Frühstück? Bislang nur nach Hysterie-Anfällen.
‚The Product Manager’s Dilemma‘ im Harvard Business Review befasst sich genau mit diesem Thema.
Produktmanager stecken in der Klemme: Wie sollen sie die Grätsche zwischen immer neuen Kundenwünschen und einfach zu handhabenden Produkten schaffen?
Steigende Komplexität und künstliche Verkomplizierung verärgert Kunden. Sie werden nicht wiederkommen, geschweige denn positive Empfehlungen abgeben. Testportale wie Dooyoo, etc. sind voll von Horrorberichten frustrierter Anwender.
Konsumenten werden immer mehr ‚usability aware‘ und wenden sich von komplizierten Geräten ab – gleichzeitig verlangen sie aber nach immer neuen Dingen. Entwickler und Produktmanager müssen lernen, ihre Produkte besser zu designen und ihren Kunden auf ehrliche Art zu erklären, welche Funktionen sie tatsächlich brauchen. So wie Mercedes: Über 600 Funktionen wurden aus Autos entfernt. Funktionen die niemand brauchte, oder deren Anwendung niemand verstand.
Es müssen nicht unbedingt immer neue und noch mehr Funktionen sein – Differenzieren funktioniert auch über Einfachheit in Design und Anwendung.
Radiotipp: Das Magazin m@trix (OE1) beschäftigt sich heute Abend ebenfalls mit dem Thema ‚Einfachheit‘.