Letzte Woche in Wien: Auf den allerersten Blick sah das Geschäft aus wie ein Ramsch-Laden. Aber schon beim zweiten Hinschauen, fesselte mich die einzigartige Atmosphäre des Second Hand Geschäfts.
Second Hand? Ja – aber nicht für gebrauchte Schuhe, abgegriffene Bücher oder holzwurmzerfressene Komoden, sondern für Designmöbel und Wohnaccessoires. Spätestens als ich heute einen Beitrag im derStandard entdeckte, wusste ich: Das Schaufenster, vor dem ich an jenem Sonntag gestanden hatte, war tatsächlich etwas Spezielles.
Schon einmal habe ich hier darüber berichtet, wie aus Sammlerleidenschaft ein erfolgreiches Geschäft wurde. Das war auch die Basis für Design2ndHand.
Hier finden sich Möbel aller Art, Raritäten aus alten Jahrhunderten stehen neben Telefonen, Plattenspielern, Transistorradios, Lampen, Spielsachen oder Geschirr. Der Besitzer Erich Ebner bezeichnet die bunte Mischung charmant als Fundgrube für ‚Delikatessen für Liebhaber‘.
‚Dass Erich Ebner seit fünf Jahren an der Planung des Geschäfts gezielt arbeitet, bleibt nicht unbemerkt. Die epochale Gliederung speziell des ersten Raums, auf der einen Seite die poppige Buntheit der 60er- und 70er-Jahre – hier findet man die zweite Hälfte der Moderne thematisch geordnet, vis-à-vis die älteren Semester – josephinisch, Jugendstil, Historismus etc. – erfreut nicht bloß das Auge, sondern dient vor allem der Orientierung und dem KundInnen-Service.‘ [derStandard]
3 Gründe sind mitverantwortlich für den Erfolg:
(1) Die Mischung macht den Unterschied
Es ist auch auch das chaotisch bunte und dennoch schlüssige Sortiment, das dem Geschäft seinen Flair gibt. Fast könnte man meinen, Ebner hätte die Long Tail Theorie auf Wiens Straßen übertragen. Er setzt nicht auf Bestseller und hat keine Angst vor Ladenhütern. Er rettet Dinge, die rettungswürdig sind und meint: ‚Ich traue mich das einfach.‚
(2) Die Lage
Viele Antiquitätenläden sind verstaubt, modrig, siedeln sich in Industriezonen oder Randbezirken an. Ebner wagte den Schritt in die Innenstadt und ‚residiert‘ gleich um die Ecke von Wiens größter Einkaufsstraße.
(3) Das Herzblut des Unternehmers
Erich Ebner ist kein abgebrühter Antiquitätenhai, sondern Handwerker (er renoviert und tapeziert gekonnt selbst), Sammler, Historiker, Händler, Philosoph, und Werbefachmann in einem. Vor allem aber ein Mensch der den Geschäftssinn in Herz und Hirn trägt. Und er versteht was seine Kunden wollen.
Persönlich führt er jeden Besucher durch sein Geschäft und meint: ‚Sachen, die den Leuten Freude machen‚, das gefällt ihm. ‚Wenn die beim Reinkommen ein Grinsen auf dem Gesicht haben, wenn Erinnerungen wach werden‚, dann fühlt er sich beschenkt.
Mehr über Design 2nd Hand gibts auf der Homepage, schade allerdings, dass diese das Flair nicht rüberbringt. Aber weiß, vielleicht erleben wir ja noch mehr: Ein Blog in dem Erich Ebner sein Fachwissen und Geschichten mit uns teilt? Einen eShop? – Spätestens dann dürfte der Stil-Mix-Shop Kultstatus erreichen.
Ich wünsche weiterhin viel Erfolg, Herr Ebner! Bei meiner nächsten Wien Reise werde ich nicht wieder am Ruhetag vor Ihrer Auslage vorbeilaufen – versprochen!