„Zunächst war es kaum mehr als ein Marketing Spaß…“ Mit diesen Worten läutet Olaf Kolbrück im deutschen Fachmagazin Horizont einen spannenden Beitrag über Crowdsourcing ein.
Massenauflauf für Kreativität
Crowdsourcing-Dienstleister drängen sich zwischen Agenturen und Unternehmen / VOdAwill Arbeiten koordinierenKunden, die im Rahmen eines Wettbewerbs für eine Marke Werbespots oder Designs kreieren. Doch nun wollen Communities mit User Generated Advertising aus der Hand professioneller Kreativer auftrumpfen. Eine Wikifizierung der Kreation bahnt sich den Weg durch das Web, denn ähnlich wie bei Wikipedia wollen die kreativen Netzwerke des Web 2.0 Kampagnen, Design und Produkte für Marken entwickeln.
Ein hervorragender Artikel, weil er unterschiedliche Sichtweisen und kritische Faktoren erörtert, die zur Diskussion einladen.
Besonders freuen mich aber die vielen Zitate, die Olaf Kolbrück aus unserem Gespräch über meine Agentur VOdA übernommen hat. Deshalb bei dieser Gelegenheit ein großes Dankeschön!
Eine zumindest nach außen hin (Erklärung siehe unten) etwas zwispältige Einstellung zum Thema Crowdsourcing in der Werbung und bei kreativen Prozessen haben derzeit (erwartungsgemäß?) vor allem noch alteingesessene Agenturen, Werber und Marketer – vielleicht auch deshalb:
„Crowdsourcing-Agenturen und Pitch-Plattformen drängeln sich zwischen die angestammte Beziehung von Agentur und Unternehmen.“ [Horizont]
Thanks Lynette for this gorgeous picture quote! It almost matches with the size of the VisualOrgasm Community 🙂
Holger Jung von Jung von Matt und Präsident des Gesamtverbands Kommunikationsagenturen (GWA) meint:
„Die Weisheit der Massen mag hilfreich bei der Lösung von mehr oder minder komplexen Problemen sein, Markenführung und Markenkommunikation allerdings gehören nicht in diesen Problemkreis.“
Diesen Irrtum klärt der Schluss-Absatz des Artikels auf:
Treichl sieht VOdA ohnehin nicht als Ersatz für klassische Agenturen. „Wir streben Kollaboration an und wollen gemeinsam mit Agenturen und Unternehmen neue Formen des Nischen Marketings ausprobieren.“
Genau so habe ich gemeinsam mit meinen VOdA Partnern Matias Roskos und Frank Feldmann das letzte Woche auch in Gesprächen mit einigen großen Agenturen diskutiert.
Wer hingegen meint Crowdsourcing ersetze Qualität durch Quantität, hat sich vielleicht zu wenig mit den Grundprinzipien auseinandergesetzt. Dass durch eine höhere Quanität an Wahlmöglichkeiten die Wahrscheinlichkeit zu besseren Ergebnissen steigt wissen wir nicht erst seit Erfindung des Brainstormings – Friedrich Schiller schon 1788 darüber.
Communities in Problemstellungen wie sie auch Agenturen bei der Entwicklung von Ideen und sonstigen Kreativleistungen tagtäglich haben einzubinden, ermöglicht breitere oder gar neue Sichtweisen, liefert innerhalb kürzester Zeit hervorragende Ideen und Ergebnisse, die absolut zu bestehenden Markenführungsstrategien passen können. Zudem hilft es bekante Engpässe und Denkblockaden abzubauen bzw. aufzulösen, indem Menschen „von außen“ neue Impulse geben.
Diese Erkenntnis ist nicht neu! Bei Innovationsprozessen (z.B. bei Live-Workshops) wird sie seit Jahren erfolgreich eingesetzt. Es geht eigentlich nur noch darum, dass Agenturen akzeptieren, dass auch Menschen außerhalb ihrer vier Wände hervorragende Ideen haben und zu außergewöhnlichen Kreativ-Leistungen fähig sind.
Aber auch diese Akzeptanz wächst kontinuierlich und viele skeptische Ansichten relativieren sich bei einem Blick hinter die Kulissen. Wenn wir auf die Gespräche mit namhaften Unternehmen und Agenturen zurückblicken, so haben fast alle das nicht nur bereits verstanden, sondern faszinieren sich für die unterschiedlichsten Einsatzmöglichkeiten abseits derzeit noch dominierender Contests und denken gemeinsam mit uns über konkrete Umsetzungsmöglichkeiten nach, um das Potenzial kreativer Communities kollaborativ zu nutzen.
Zitate aus Horizont 30/07 vom 26.7.2007
Ausführliche Diskussionen und Ergänzungen im off-the-record Blog des Verlags, „Die Wiki-Fizierung der Kreation“
(Leider ist der Horizont in Österreich etwas schwer erhältlich. Wen der Beitrag interessiert, schickt mir am besten eine eMail…)
PS: Danke auch an dieser Stelle an Marko Krause für das Videointerview von letzter Woche in Berlin. Zu sehen gibt es das Video bei Gründerszene.de