Was Crowdspirit im Elektronikbereich, Threadless für Shirts und Crow’n’Crow für Lifestyleprodukte, will das junge Start-Up Meoublounge (www.meublounge.com) für Möbel werden: Eine Plattform auf der junge Profi- und Amateurdesigner Möbel designen und bestimmen, welche Designs umgesetzt und verkauft werden sollen. Sogar die Produktion und den Verkauf will das Gründerteam selber in die Hand nehmen.
Endlich wieder mal ein Startup aus Österreich, über das ich hier sehr gerne berichte, noch dazu wo es um Crowdsourcing geht, und mich die Idee an ein Zitat aus einem älteren Beitrag hier im Blog erinnert hat: „People want to participate in the design of their lives.“
Das Geschäftsmodell (business model) von Meublounge
- Designer erstellen Designs
- 4 Wochen Diskussion der Designs und Überarbeitung
- Bewertung durch die Community
- Umsetzung durch Möbelhersteller
- Verkauf im Online Shop
- Beteiligung der Designer am Umsatz
meublounge offers a platform where designers and people interested in furniture can come together to share their ideas, discuss designs and consequently bring them to life. For you, as a designer, meublounge provides a place to promote yourself and to form online relationships. For you, as someone interested in furniture, meublounge provides a place where your voice is heard and makes a difference.
Neben Prämierungen im Rahmen von Design Contests werden die Designer dauerhaft mit 5% an den Umsätzen beteiligt.
Aussichten, Einschätzung
Meublounge zum Zeitpunkt der Betaphase zu bewerten ist zu früh, denn ich bin mir sicher dass noch viele Lernkurven durchschritten werden müssen, um am Ende die wahren Kernkompetenzen herauszufiltern, und seine Kräfte und limitierten Ressourcen darauf fokussieren zu können.
Das Modell klingt sehr spannend, hat aufgrund seiner Komplexität aber sicher noch mit einigen kritischen Faktoren zu kämpfen. Der vielleicht größte ist das Handling und die Kontrolle der Produktion, und ich hoffe dass sich das junge Team hier nicht übernimmt. Auch bin ich mir nicht sicher, ob sich über den Online Shop so viele Möbel verkaufen lassen, wie sich Meublounge das erhofft. Das Vorzeige-Crowdsourcing Unternehmen Crowdspirit hat aufgrund dieser Überlegungen übrigens kürzlich Geschäftsmodell geändert, wie mir Gründer Lionel David vor einigen Tagen erzählt hat (mehr dazu demnächst auf anders|denken).
Ein wenig fehlen mir (noch) Anreize für jene Mitglieder der Community, die bei Meublounge passive Rollen einnehmen – z.B. Ideengeber und Kritiker, die selbst keine eigenen Designs erstellen, sehr wohl aber für Marktforschung und Produktion wertvolle Inputs geben können. (vgl. FLIRT Model of Crowdsourcing).
Dem Gründerteam wünsche ich alles Gute! Ich bin gespannt wie es mit Euch weitergeht und werde laufend zu Eurem Projekt hinüberschielen.
Login für anders|denken Leser
Auf meublounge.com ein geschlossener Beta Test mit der Aufgabe einen „Muss ich haben Kaffeetisch“ zu designen (anOTHER coffeeTABLE). Wer sich nicht gleich anmelden will kann mit dem anders|denken Login „-3XER!Ao“ einen schnellen Überblick verschaffen, der Euch vielleicht Lust aufs Anlegen eines eigenen Profils macht.
Aufmerksam geworden bin ich ich auf Meublounge nicht durch eine Pressemitteilung, sondern duch das Blog von Roman Pickl, Gründer von Meublounge, dem ich daraufhin einige Fragen gestellt habe.
Kurzinterview mit Roman Pickl, Meublounge
Warum soll meublounge ein Erfolg werden?
Wir glauben hier eine Lücke füllen und sehen eine Möglichkeit Mehrwert für alle Parteien schaffen zu können. Das Einbinden des Endkunden in den Design-Prozess hat sich schon auf mehreren Plattformen als sehr viel versprechend herausgestellt.
Bei vielen Angeboten vermissen wir jedoch die nötige Fairness (einbinden der Community in Entscheidungen, faire Vergütung), auf die wir bei meublounge besonders Wert legen. Das positive Feedback der Designinteressierten und der Vertreter der Kreativwirtschaft bestärken uns mit unserem
Vorhaben auf dem richtigen Weg zu sein. Vieles ist jedoch noch offen und wir freuen uns auf Anregungen der Community (in der auch wir aktiv sind).
Wer wird die Möbel produzieren?
Wir stehen derzeit mit zwei potentiellen Produzenten in Kontakt, die vor allem mit ihrer großen Flexibilität und tollen Qualität bestechen.
Über das Projekt an sich haben wir schon mit einigen größeren Firmen gesprochen und sind damit auf Interesse und offene Ohren gestoßen. Auch wenn sich schon eine Hand voll möglicher Kooperationen ergeben hat ist jedoch noch nichts spruchreif. Im Zuge des Betatests werden wir die Plattform nochmals vorstellen und weitere Gespräche führen.
Wie oben schon erwähnt sind Ausbildungseinrichtungen an die wir bisher herangetreten sind, sowie Institutionen der österreichischen Kreativwirtschaft sehr interessiert an dem Projekt.
Wie kamst du auf die Idee für Meoublounge?
Vor etwas mehr als zwei Jahren mussten wir mit ansehen wie schwer es einige junge Möbeldesigner in unserem Umfeld hatten nach dem Abschluss ihrer Ausbildung trotz enormen Talent Fuß zu fassen. Einige mussten leider frühzeitig aufhören und damit ihren „Traum“ aufgeben und in teilweise artfremden Berufen Geld verdienen. Neben großem finanziellen Risiko (bangen um Aufträge, Produktion von Prototypen) ist es vor allem als „unbekannter“ Designer auch schwer eine kritische Masse an Interessenten zu erreichen und entsprechende Möglichkeiten zu finden sich zu präsentieren.
Mit dem Aufschwung von Threadless und Co. kam die Idee jungen Designern eine ähnliche Plattform zu bieten auf der sie sich präsentieren, bekannt machen und vernetzen können. Zudem steht die faire Austauschbeziehung (monetär: Preisgeld, Umsatzbeteiligung sowie nicht monetär: Präsentation der Designer, Nennung auf dem Produkt, Vernetzung, geplant ist es auch Praktika zu vermitteln) im Vordergrund. Junge Designer sollen so risikolos einen Startvorteil und ein „Sprungbrett“ erhalten.
Obwohl es einen unübersehbaren Trend zur Individualisierung und somit den Wunsch nach Produkten die nicht jeder hat gibt, kam uns vor allem das Bett, das Regal und viele Kleinigkeiten bekannt vor als wir die Wohnungen unserer Freunde das erste Mal sahen (hier find ich deinen Eintrag zu Hacking Ikea übrigens sehr interessant!). Designmöbel sind jedoch für viele nicht leistbar.
Wir mussten eigentlich nur mehr 1+1 zusammenzählen und diese beiden Gruppen zusammenbringen um deren Probleme zu lösen. Die Idee zu meublounge.com war uns somit zumindest in den Grundzügen klar…
Wie habt Ihr Meublounge finanziert?
Mit Leidenschaft, Herzensblut, Überzeugung und viel Hilfe von Freunden und Bekannten.
Wann wollt Ihr Online gehen?
Für alle zugänglich sind wir ab 12.Jänner.2009. Online sind wir seit 6.10.2008. Derzeit läuft noch ein geschlossener Beta Test (Thema: anOTHER coffeeTABLE) an dem neben einigen Einzelpersonen vor allem österreichische Unis/Fachhochschulen und auch HTLs & Collegs vertreten sind und Interesse bekundet haben. Manche Institutionen fanden das Ganze so interessant, dass sie das Einreichen eines Designs als Teil eines Kurses in ihren Kursplan aufgenommen haben.
Von welcher Community-Größe träumst du?
Im Betatest wollen wir vor allem noch österreichische Designer und Kunden ansprechen und dementsprechend klein starten. Ab Jänner planen wir jedoch unseren Vertrieb in Europa auszuweiten. Abzuschätzen wie groß die Community werden könnte ist sehr schwer, vor allem weil wir nicht nur Designer sondern auch Endkunden als aktive Mitglieder in den Prozess einbinden wollen. Kurzfristig wollen wir uns auf Europa konzentrieren und hier Designer und Designinteressierte zusammenbringen und vernetzen. Langfristig ist vieles möglich…
Wer außer dir sitzt noch im Team?
Das Team besteht derzeit aus folgenden 3 Personen:
Katharina Klausberger – derzeit noch Assistentin und Doktoratsstudentin am Institut für Entrepreneurship & Innovationsmanagement der Wu-Wien, Absolventin der HTL für Wirtschaftsingenieurwesen.
Renate Woditschka – Graphikdesignerin mit einigen namhaften Referenzen wie zB. Manner, Leupold & Leupold, WKO, Telekom Austria, austria wirtschaftsservice, HANIVAL, dieloop, VCÖ, businesscard.at. Sie ist auch Teil von cardamom, einem Verein zur Förderung des guten Geschmacks.
Roman Pickl – Diplomand am Institut für Entrepreneurship & Innovationsmanagement der Wu-
Wien (andere Spezialsierungen: Produktionsmanagement, Projektmanagement & Steuerrecht),
Absolvent der HTL für Technische Informatik/Technologie der Neuen Medien
Thomas Winter von bytesandmore.at , der für die Programmierung verantwortlich zeichnet.
Und viele andere ohne deren Einsatz in den letzten Monaten, Wissen und Kontakte meublounge nicht hätte Wirklichkeit werden können.