Wenn sogar Friedhöfe und Bestattungsunternehmen es schaffen, neue Regeln für ihre Branche zu definieren, dann sollte es eigentlich für niemanden mehr eine Ausrede geben, warum Differenzierung nicht funktionieren sollte.
4 Beispiele aus einem Gewerbe, über das man nicht so häufig spricht, und dem man auf den ersten Blick eher weniger Innovationskraft zugetraut hätte.
1. Friedwald
Neu ist in einem FriedWald der Ort des Gedenkens, ungewohnt die Umgebung.
FriedWald steht für ein naturbelassenes Stück Wald. In biologisch abbaubaren Urnen finden Menschen an den Wurzeln eines Baumes ihre letzte Ruhe. Und weil man im Wald leicht die Orientierung verliert, weist eine Waldkarte den Weg zur Grabstätte. Über die Kennung kann der Standort auch per Internet abgefragt werden.
Den Baum kann man übrigens selbst bestimmen. Fachmännischen Rat geben ausgebildete Förster. Die Grabpflege übernimmt die Natur. Aktuell existieren in Deutschland 15 FriedWälder. Die Idee der Waldbestattungen stammt übrigens aus der Schweiz: Dort gibt es bereits über 60.
Quellen: Wiesbadener Kurier, Friedwald Deutschland, Friedwald Schweiz
2. Naturbestattung auf österreichisch
In Österreich sind Naturbestattungen wie oben beschrieben (noch) verboten. Ganz unmöglich sind sie dennoch nicht, wie Elisabeth Zadrobileks, Naturbestattung GmbH beweist:
Naturbestattungen in einer Form und Weise an, wie sie in Österreich noch nie dagewesen sind. Z.B. das Verstreuen der Asche auf einer schönen Blumenwiese und Baumbestattung in Bratislava, Seebestattung an der Adria und in allen Weltmeeren sowie Almwiesenbestattung in den Schweitzer Bergen.
Dass Bestatter durchaus Menschen mit Durchsetzungswillen für auch nicht-regelkonforme Innovationen sind, zeigt dieser optimistische Nachsatz auf der Homepage des Unternehmens:
In Kürze steht auch der erste „Wald der Ewigkeit“ in Österreich als Alternative zur Verfügung
3. Service Corporation International (SCI)
Hinter diesem Synonym verbirgt sich ein amerikanisches Bestattungsunternehmen, das die Branchen-Regeln auf den Kopf gestellt hat, und das in einem Segment, in dem 80% der Umsätze von kleinen, regional tätigen Non-Profit Organisationen abgedeckt werden – zum größten Teil zu horrenden Preisen. SCI ist heute ein börsennotierender Konzern, weltweit tätig, beschäftigt 17,000 MitarbeiterInnen und besitzt selbst über 450 Friedhöfe und knapp 200 Krematorien.
Dazu kommen 4,500 Netzwerkpartner in 20 Ländern, die SCI seit 1999 (natürlich mit allem Drumherum wie Vermarktung, Auftritt, Organisation, Qualitätskontrolle, …) unter der Marke Dignity Memorial zusammengefasst hat. Daneben gibt es noch 5 weitere Marken. Das Prinzip von SCI: ‚Global denken, lokal handeln‘.
4. Trend Öko-Friedhöfe
Öko Friedhöfe verzichten auf umweltschädliche Verbrennung und Särge aus teurem (Tropen-?)Holz. Bei uns eher selbstverständlich, in den USA nicht. Simplicity steht im Vordergrund. Die Bestattung erfolgt in der Regel mit Tüchern oder einfachen Holzkosten.
Der Preis beträgt somit in etwa 1/10 eines normalen (amerikanischen) Begräbnisses, nämlich ca. 500 Dollar. Auch hier reduzieren sich die Instandhaltungskosten auf ein Minimum, trotz High-Tech:
Statt aufwendigen Grabsteinen werden junge Bäume gesetzt. Damit man den Toten weiterhin einen Besuch abstatten kann, werden GPS-Nadeln verwendet, die den exakten Standort der Grabstätte anzeigen. Ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt: Die Öko-Friedhöfe stehen unter Naturschutz und können sich zu wahren Biotopen entwickeln, da dort kein Rasenmäher wütet oder Einkaufszentren errichtet werden dürfen.
via vitalGenuss, wo man auch dieses Video über einen Ökofriedhof findet.
Foto: Grooveygreen