Wer von uns hat als Kind nicht unendlich oft diese Frage beantwortet: „Was willst du einmal werden?“ – Und wie oft, haben wir sie unseren Kindern selbst gestellt.
Meine Tochter war 7, als eine fremde Dame ihr in einem Café diese Frage stellte. „Was willst du einmal werden?“ – „Ich brauche nichts zu werden; ich bin schon etwas“, hat sie damals geantwortet. Die Reaktion war weder Verständnis noch Lächeln. „Das Kind ist frech.“ – „Nein, es ist (noch) glücklich.“
Hören wir endlich damit auf, Kinder zu fragen, was sie einmal werden möchten. Wir sollten mittlerweile gelernt haben, dass die Welt nicht von Jobs gestaltet werden kann; dass es Unsinn ist, die unendlichen Möglichkeiten der Gegenwart – geschweige denn der Zukunft – über Berufe definieren zu wollen.
Warum zwingen wir unsere Kinder mit unseren immergleichen Fragen in Möglichkeiten einschränkende Entscheidungen? Warum drängen wir zum Denken in Spielregeln, von denen wir längst wissen, dass sie nicht funktionieren? Warum sperren wir ihr Denken in genau jene Box, aus der wir selbst heraus wollen?
„Was willst du einmal werden?“ inspiriert Kinder zum NACHdenken darüber, welche (heute bekannten) Berufe sie irgendwann annehmen könnten.
Aber es inspiriert sie nicht zum VORdenken darüber, wie viel sie mit ihrer Leidenschaft und ihrem Tun tatsächlich beWIRKEN und verändern können; außerhalb jener Schubladen, die wir mit veralteten Berufsbildern von emotionsloser Fließbandarbeit gefüllt haben.