Es gibt Chefs, die ihr Humankapital mit Zuckerbrot und Peitsche verwalten. Und es gibt Manager, die Vertrauen vorschiessen; um gemeinsam mit Menschen am Ganzen zu arbeiten.
Kürzlich erhielt ich zwei Emails, die das nicht besser unterstreichen könnten:
„Ich würde sehr gerne an der Veranstaltung teilnehmen und dies auch aus eigener Tasche bezahlen. Mein Chef gewährt mir dafür aber keinen Urlaub. – Ich solle erstmal meine Projekte abschließen und Vorgaben erfüllen, dann könne ich ihn wieder um Urlaub fragen. Ich glaube es liegt auch daran, dass ich im letzten Jahr ziemlich viele Kranktage hatte…“
„Ich habe meinem Chef von sehr persönlichen Dingen erzählt und ihn um Urlaub gebeten, um an der insel.zeit teilnehmen zu können. Erst schüttelte er den Kopf und meinte dann: ‚Du brauchst dir keinen Urlaub dafür zu nehmen. Viel Erfolg dort! Und lass die Rechnung auf uns ausstellen.'“
Der Eine sagt: „Du bist für mich die Nummer auf deinem Mitarbeiterausweis.“ – Der Andere sagt: „Sawubona! Ich erkenne den Menschen in dir. Nicht ’nur‘ den (austauschbaren) Experten.“
Der Eine sagt: „Bring deine Leistung. Dafür bezahlen wir dich.“ – Der Andere sagt: „Du hast ein Leben, das in diesem Unternehmen jederzeit eine Rolle spielt, und das unsere Entwicklung mitgestaltet.“
Der Eine blockiert individuelle Beziehungen; ist lieber gemeinsam allein. – Der Andere lässt sie zu und erkennt darin sowohl Möglichkeiten als auch Widersprüche.
Der Eine sagt: „Das geht bei uns nicht.“ – Der Andere lädt ein: „Lass uns gemeinsam nach neuen Wegen suchen.“ Oder: „Mach. Aber übernimm dafür auch die Verantwortung.“
Der Eine verwaltet mit Misstrauen und erntet Buhlen um Anerkennung. – Der Andere ist bereit, sich auf eine tiefe persönliche Bindung einzulassen. Um Vertrauen vorzuschiessen. Um Potenzial freizusetzen – statt Personal.
Der Eine sagt: „Denke nicht. Folge dem Plan.“ – Der Andere fragt: „Woran glauben wir? Und wie setzen wir es um? So, dass wir gemeinsam erfolgreich sind.“
Alles (wirklich) Neue ist mit >Felern< verwoben und es gibt immer zwei gleichberechtigte Möglichkeiten: Es funktioniert. Oder es funktioniert nicht. Der Eine verleugnet die zweite Alternative. Und fällt am Ende allein. – Der Andere ist sich ihrer bewusst. Und mit ihm ein Team, das nicht auf Fehlentscheidungen wartet, sondern nach Lösungen sucht.
Der Eine hängt an den Lippen von Beratern: „Die Zukunft der Arbeit.“ Und agiert wie ein Relikt der 80er Jahre (fragt sich nur welchen Jahrhunderts). – Der Andere lebt die Zukunft schon heute.
Der Eine besucht Seminare zur Motivation und Bindung von Mitarbeitern. – Der Andere weiß, dass Menschen, die wissen, WARUM sie tun, was sie tun, nicht ge“bunden“ oder von Motivationstrainern manipuliert werden brauchen.
Der Eine beauftragt Agenturen mit der Erarbeitung vermeintlicher Alleinstellungsmerkmale. – Das Unternehmen des Anderen ist längst einzigartig:
Weil es das Miteinander in den Mittelpunkt allen unternehmerischen Handelns stellt. Weil es als Ganzes agiert; statt als Summe seiner Teilbereiche.
Und weil es jene Grenzen einreisst, die uns daran hindern, gemeinsam Außergewöhnliches zu leisten. So, dass Menschen (Teams, Lieferanten und Kunden) sagen:
Ich würde dein Tun vermissen, wenn es morgen nicht mehr da wäre.
PS // Bei meinem Vortrag in Barcelona habe ich einigen Gastronomen versprochen, diesen Film hier im Blog zu verlinken. Er passt perfekt zu diesem Thema. Die Doku wurde vor etwa einem Jahr veröffentlicht und zeigt mögliche Begegnungs- und Lernformate, anhand derer Augenhöhe in der Arbeitswelt besser gelingen kann.