Wie großartig anders|gedacht: Eine Studentin komponiert aus einem 16-seitigen typografischen Verbrechen ein optisches, mit literarischen Leckerbissen verfeinertes, Meisterstück.
Wirklich glaubhaft bist du dann (und nur dann!), wenn du deine Kundenversprechen vom Anfang bis zum Ende durchziehst – bis hin zum „Kleingedruckten“!
Florence Meunier studiert Grafikdesign. Für eine Projektarbeit soll sie die Nutzungsbedingungen von Apples iCloud überarbeiten und interpretieren; ein unzumutbares (weil – wie die meisten AGBs – nicht zum Lesen bestimmtes) Regelwerk auf 16 DIN A4 Seiten. Kein Satz. Keine Grafik. Nur das unverdaut Erbrochene einer ganzen Horde Anwälte.
Die Lösung der französischen Studentin finde ich genial. Zwischen den Seiten mit Apples Original-AGBs befinden sich transparente Seiten mit zahlreichen Zensurschwärzungen. Über den Vertragstext gelegt, erzählen sie eine kurzweilig zu lesende und zugleich lehrreiche und mahnende Geschichte in 274 Zeichen. (Das sind um 51.660 Zeichen weniger als Apples Originaltext!)
This is the story of a man…
„The Man Who Agreed-Apple EULA“ ist eine Parabel auf die blinde Unterschrift unter Nutzungsbedingungen, wie sie natürlich nicht nur Apple hat. In Florences Parabel dreht sich alles um einen Mann, der die Geschäftsbedingungen (wie wir alle) blind akzeptiert, um zu spät zu erkennen, dass er seine Tat nicht widerrufen kann.
„The aim is to slightly guilt the user into reading, or simply amuse and therefore interest them.“
Was uns Florence „eigentlich“ sagen will:
„Kunden- und serviceorientiert, führend, innovativ, ästhetisch, anspruchsvoll, usw…“ Floskeln wie sie in (zu) vielen Unternehmensleitbildern stehen. Spätestens ein Blick auf die (meist miserabel bis gar nicht designten) unlesbaren und von juristischen Grausamkeiten verunstalteten AGBs, entlarvt die meisten Unternehmensleitbilder als inhaltsleeres Marketing-Gewäsch und legt die Vermutung nahe, dass „führend“ am Ende doch eher „in-die-Irre-führend“ bedeuten soll. Hand aufs Herz: Wer will schon wirklich einen aufgeklärten, gut informierten Kunden… 😉
Die Arbeit von Florence ist ein Stinkefinger für alle Unternehmen, bei denen Ignoranz über jeglichem ästhetischen Grundrecht an lesbare Texte steht, typographische Verbrechen unsere Augen vergewaltigen und juristisch überladene Textmoloche uns bewusst lähmen, um uns von tatsächlichem Verstehen abzuhalten.
Die Pflicht: Wirf einen kurzen Blick in deine AGBs!
Verstehe ich sie? Verstehen deine Mitarbeiter sie?
Verstehst du sie selbst?
Die Kür
Wie könnte die Geschichte zu deinen AGBs deine Kunden dazu bringen, unbedingt einen Blick in deine Nutzungsbedingungen werfen zu wollen?