Sechs ganz unterschiedliche Menschen. Sechs ganz unterschiedliche
Als Johannes Gutenberg den Buchdruck erfindet, können weniger als 7% der Menschen lesen. Hugendubel hat noch immer keine Geschäfte eröffnet. Von amazon & Co. keine Spur. Nicht einmal die Lesebrille ist erfunden. Welch bescheuerter Zeitpunkt, um Bücher auf den Markt zu bringen.
Als Thomas Alva Edison mit einer kleinen Gruppe Menschen durch New York zieht, um der Welt seine (bislang als nutzlos erachtete) Idee des elektrischen Lichts zu erklären, gibt es weder Kraftwerke, Stromleitungen oder Steckdosen. Ein verrückter Zeitpunkt für elektrisches Licht.
Als Carl Benz das erste Auto baut, erntet er vor allem Spott. Seinem „Motorwagen“ ist es noch einige Jahre lang verboten, Straßen zu benutzen; sofern man die Wege überhaupt als solche bezeichnen kann. Es gibt keinen Massentourismus, keine Drive-Ins, keine Autokinos. Ein unmöglicher Zeitpunkt für eine Markteinführung.
Als Dr. Jens Schmid seine geniale Erfindung in einer TV-Show vorstellt, erhält er von den Investoren einen Korb. Weil die Anleger zu jener Spezies gehören, die noch immer fest daran glaubt, dass die Welt nur mit Zinsen verändert werden kann; nicht durch die Rendite Sinn.
Als Elke Narr anfangs keine Gewerbeberechtigung für die Realisierung ihres Mädchentraums erhält, findet sie neue Wege, um die starren Regeln, die eine in Schubladen denkende, verzweifelnd eigene Reviere verteidigende Zunft, geschaffen hat, zu umschiffen.
Als Andy Warhol seine Arbeiten dem Museum of Modern Art (MoMA) schenken will, lehnt dieses dankend ab: „Er möge seine Bilder doch bitte wieder abholen…“ Die Zeit ist noch nicht reif für Pop Art; weil es (noch) keine Regeln gibt, anhand derer Experten und Kritiker Warhols Arbeiten in Schubladen ablegen könnten.
„Kunst verbindet Träume mit der Realität“, habe ich in meinem Buch geschrieben (und werde ich heute Nachmittag bei meiner Keynote am Communication Forum, Fiera Bolzano sagen).
Gutenberg, Edison, Benz, Schmid, Narr und Warhol sind Künstler.
Sie lassen Träume Realität werden.
Auch dann, wenn der Zeitpunkt nicht perfekt ist…
Weil sie wissen, dass der Zeitpunkt niemals perfekt ist!
Es fehlt immer an Geld, Zeit, Klarheit, Berechtigungen, Unterstützern, dem optimalen Job oder dem besten Chef… – oder einfach nur am wirklich-wirklich-Wollen.
Die Einen lassen sich entmutigen; halten sich an die bekannten Spielregeln. Sie wählen die bequemere Alternative. Sie verteidigen (noch) gemütliche Komfortzonen – sie warten; tun nichts. Und sie bewegen nichts.
Die Anderen schaffen neue Wege, wenn sie keine bestehenden vorfinden.
Sie warten nicht darauf, bis sie von irgend einem Lemming aus der Masse die Erlaubnis zum Tun erhalten; sie legitimieren sich selbst.
Statt bestehende Regeln zu befolgen,
legen sie neue fest
erfinden sie neue Spiele.
Sie setzen sich Kritik, Hohn und Spott aus;
um am Ende Jene zu sein,
die Spuren hinterlassen haben.
Weil sie etwas bewegt haben.
Weil sie Dinge verändert haben.