Ein Beitrag über Business Blogs in Österreich, was so etwas bringen kann/soll und einige persönliche Erfahrungen mit diesem Blog. Weil der Beitrag diesmal etwas länger geworden ist, gleich ein Inhaltsüberblick:
- Bringt ein (österreichisches) Business Blog überhaupt etwas?
- Die andere Sichtweise – auch Österreich liest Blogs
- Österreich – bloggt da wer?
- Top100 Business Blogs – Österreich Anteil
- Bloggen oder nicht?
- Lesetipp: Was macht Corporate Blogs erfolgreich?
Das ist keine Studie und schon gar keine repräsentative Statistik über Österreichs Kleinbloggersdorf. Der Beitrag fasst lediglich ein paar persönliche Gedanken über eine kleine Seite in der großen Welt des Internet zusammen.
Bringt ein (österreichisches) Business Blog überhaupt etwas?
Warum die Frage? Vor einiger Zeit hat mir im Rahmen eines Vortrags in Deutschland ein Teilnehmer erklärt, dass dort alles (mit Ausnahme der Berge) 10x so groß sei wie in Österreich – vor allem die Zugriffszahlen auf Internetseiten und Blogs.
Vielleicht hatte er mit dem (nicht ganz ernst!) gemeinten Kommentar gar nicht so unrecht. Nehmen wir dieses Blog als Beispiel: Auch wenn mein Blog lt. Technorati das meist verlinkte Österreichs ist, und es in der Liste der (deutschsprachigen) Blogcharts (leider!) immer noch das einzige auf weiter Flur ist, so liegen die Zugriffszahlen dennoch weit unter jenen anderer Business Blogs aus Deutschland.
Feedburner spuckt obige Zahlen an Abonennten dieses Blogs aus, also jenen, die anders|denken täglich über Feedreader, Newsletter, etc. einen Besuch abstatten. Laut StatCounter kommen nochmal folgende hinzu:
Die andere Sichtweise – auch Österreich liest Blogs
Ein nicht ganz uninteressantes Detail: Heute liegt der Anteil der österreichischen Leser dieser Seite bei ca. 22%, jener aus Deutschland bei 65%. Der Rest verteilt sich auf andere Länder.
Vor 9 Monaten sah diese Zahl ganz anders aus. Das Verhältnis Österreich vs. Deutschland lautete damals 5% vs. 85%. (Kommentare über die passende Verhältnismäßigkeit dieser Zahlen zu einem zum Glück nicht anstehenden Fußball-Länderspiel Ö-D lösche ich übrigens 🙂
Die Antwort auf die Frage, „Lohnt es sich ein Business Blog zu betreiben?“ beantworte ich mit einer Gegenfrage: Entscheide selbst ob es etwas bringt im Internet gefunden zu werden, oder deinem Unternehmen Persönlichkeit einzuhauchen. Wenn ja: Könnten einige hundert bis tausend tägliche Leser nicht mehr bringen als 10-20 Besucher der Firmenhomepage?
Vor einem guten Jahr gab es dieses Blog nicht, und ich akquirierte neue Kunden wie so viele andere auch: Telefonate, Terminvereinbarungen und viele viele Einzelgespräche. Akquise dieser Art betreibe ich heute nicht mehr. Das Blog hat sie ersetzt. Unzählige neue Kontakte haben sich ergeben nicht nur zu neuen Kunden, vor allem zu faszinierenden Menschen oderPartnern mit denen man sich austauscht, gemeinsam an Aufträgen arbeitet oder sich einfach nur mal auf ein Bier trifft. Und regelmäßig meldet sich auch der eine oder andere Journalist und stellt Fragen über Themen um die es hier geht.
Ja, mein Leben und meine Arbeit sehen heute anders aus als vor 18 Monaten – ganz anders, und das obwohl das Blog ein österreichisches ist, und ich kein Blogger bin (derer gibt es grenzgeniale andere) – ich betreibe nur ein Blog und versuche regelmäßig Beiträge einzustellen.
Am Anfang war es vor allem ein Experiment, das irgendwann süchtig gemacht hat – und das heute zu einer wertvollen Datenbank für meine Arbeit geworden ist.
Datenbank deshalb, weil ein Klick auf eines der Stichworte die Vorbereitung von Vorträgen enorm verkürzt – oder verlängert weil sie zu vielen neuen Ideen führen 🙂
Eine Datenbank die ich mit meinen Lesern und Kunden auch deshalb teile, weil ich daran glaube, dass sich Ideen und Inhalte nur so weiterentwickeln können. Wer sein Wissen lieber wegsperrt und fremde Felle (ich erspar mir hier die Querverweise ein letztes mal) als die seinen verkauft, soll es meinetwegen auch weiterhin tun und damit glücklich werden. Meine Erfahrung: Es geht auch anders!
Österreich – bloggt da wer?
Mittlerweile gibt es auch in Österreich mehr und mehr Veranstaltungen zum Thema Web2.0, Angebote von Fachhochschulen, Unternehmen die betriebsintern das Thema zumindest schon mal diskutieren und jede Menge Beiträge in verschiedenen Medien.
Im aktuellen Bulletin (Ausgabe Mai 07), dem Magazin der Österreich Werbung gibt es mehrere Beiträge über Web2.0 und auch über Blogs. Zu Wort kommen darin einige Herausgeber österreichischer Blogs, vor allem aus dem Segment Tourismus. Dass es hier ein riesiges noch schlummerndes Potenzial für (ergänzende, nicht bestehende ersetzende!) Marketing- und Kundenbindungsstrategien gibt, habe ich in vielen anderen Beiträgen schon diskutiert, das jetzt nicht wiederholt werden.
Dennoch möchte ich kurz ein Zitat von Babsi Schreiner, neo-bloggende Wirtin aus dem Stubaital („Gletscherblog“) in den Raum stellen:
Ich war am Anfang sehr skeptisch, ob ich die Zeit finden werde, das Blog zu füttern und den richtigen Stil zu finden. Aber schon nach ein paar Tagen machte es riesen Spaß, unsere Gäste redeten in der Gaststube darüber und erfanden sogar eigene Vorschläge für Beiträge. Kürzlich erhielten wir 2 Mails aus Deutschland, von Leuten die auf dem Weg in den alljährlichen Italienurlaub bei uns vorbeischauen wollen. Und dabei sind wir erst seit 2 Wochen im Netz!
First-mover Bonus? In Österreich hat man den erfahrungsgemäß immer noch, fragt sich nur wie lange. Und weil ich es in der Vergangenheit hin und wieder kritisiert habe: Endlich können auch immer mehr Marketingagenturen und Werbeberater mit den Begriffen Web2.0, Blogs, u.ä. etwas anfangen. Aber: Warum hat kaum eine dieser Agenturen selbst eine Web2.0 Strategie, geschweige denn betreiben sie Blogs die auch gelesen werden? Wein predigen und Wasser trinken?
Top100 Business Blogs – Österreich Anteil
Genug der kritischen Betrachtung, sehen wir uns lieber jene österreichischen Blogs an, die in der erst heute aktualisierten Ausgabe der Top100Business Blogs Berücksichtigung finden, 3 davon haben es in die Top100 der deutschsprachigen Business Blogs geschafft:
(15) anders|denken, Hannes Treichl
(88) Bredl bloggt, Telekom Austria
(96) store4dogs, Manfred Huszar (Welcome back, Manfred!)
In den Unterkategorien werden es immer mehr, dabei fehlen m.E. eine ganze Reihe die sich ohne Augenzwinkern Business Blogs nennen dürfen!
- anders|denken, Hannes Treichl (Rang 2 von 67 Blogs in Kategorie Consulting)
- Selfmade in Austria, Ingrid Bressler (11/67/Consulting)
- *Radikale Innovation, Eduard Kaan (24/67/Consulting)
- *PR Trends Christian Burger, (31/67/Consulting)
- Websolutions, Ingrid Bressler (32/67/Consulting)
- store4dogs, Manfred Huszar (12/50/e-Commerce)
- innenleben, Christine Oertel (50/50/e-Commerce)
- Ernährung online, Michael Sinnhuber (13/29/Food)
- kreisrot rundschreiben, Kreisrot (22/28/GafikDesign)
- Bredl bloggt, Telekom Austria (18/108/IT)
- Knallgrau, Knallgrau (32/108/IT)
- IMHO, Thomas Lutz IBM (38/108/IT)>
- Hexagon, Hexagon (61/108/IT)
- virtual bites, Markus Pirchner (45/155/MarketingKommunikation)
- neugierig, Mörth & Mörth (92/155/MarketingKommunikation)
- Ed Wohlfahrt, Ed Wohlfahrt (152/155/MarketingKommunikation)
- FastenYourSeatbelts, Karin Schmollgruber (?/?/MarkKomm)
- *So Isses, Monika Meurer, Kärnten (5/26/Tourismus)
- Winzerblog, Weinviertel Tourismus (6/26/Tourismus)
- St. Anton am Arlberg, TVB St. Anton (9/26/Tourismus)
- *Gletscherblog, Barbara Schreiner, Stubaital (11/26/Tourismus)
- Möbel und Wohnen, Franz Zotter Möbelhandel (3/12/Bauindustrie)
- BlogMax, bauMax (10/12/Bauindustrie)
- Studium|Karriere|Weiterbildung, Michael Sinnhuber (7/18/Bildung)
- *Passiertnix, FINVEST (9/14/Finanzen)
Die mit (*) gekennzeichneten Blogs scheinen in der Top100 Liste derzeit unter falscher Flagge auf.
Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an Sigfried Hirsch und Klaus Eck für die super Zusammenarbeit, und auch an Thomas Lutz für die Korrekturen vom letzten mal!)
Egal wie man zu solchen Auflistungen stehen mag: Solange ich jede Woche auf mindestens ein Dutzend Leute treffe, die allesamt die selbe Frage stellen, nämlich: „Wo finde ich diese Blogs überhaupt?“, solange macht es absolut Sinn sich in Verzeichnissen wie den Top100BusinessBlogs und vielen anderen einzutragen! Wer ein Business Blog aufsetzt, um auch von anderen als ’nur‘ den eigenen Mitarbeitern gefunden und gelesen zu werden, sollte dort ruhig mal vorbei schauen und sich anmelden.
Irgendwann werden diese Verzeichnisse ohnehin aussterben – so war es schon vor knapp 15 Jahren, als ein Unternehmen nach dem anderen sein Homepage im „Internet für alle“ aufgebaut hat. Auch damals gab es Listen, die sich irgendwann von selbst relativiert haben – weil eben von jedem Unternehmen eine Internetpräsenz erwartet wurde. Ein Déjà-vu? Lassen wir uns überraschen.
Hinweis: Weitere österreichische Blogs habe ich in meiner Blogroll aufgelistet [siehe hier]. Bei fast allen geht es um Business Themen. Vielleicht lässt sich der/die eine oder andere mit diesem Beitrag ja dazu verleiten, ein paar Worte darüber zu verlieren, was das Blog bisher gebracht hat. Wozu? Weil mir das jene Frage zu sein scheint, die derzeit Unternehmer, Journalisten und Studenten brennend interessiert. Links zu den jeweiligen Beiträgen könnt Ihr gerne in den Kommentaren am Ende dieses Beitrags hinterlassen.
Bloggen oder nicht?
Was man nicht liebt, kann man nicht machen. Da ging mir ein Licht auf, und ich sah recht gut ein, dass ich die Arbeit bisher als ein Geschäft behandelt hatte. J.W. von Goethe, Brief an Zelter, 30. Juli 1804
Ich muss mein Geld zum Glück nicht damit verdienen, jeden (Un-)Interessierten zum Bloggen zu überreden, ganz im Gegenteil: Wer nur auf einen Trend aufspringen will, der lässt lieber die Finger davon. Ob ein Blog zum Unternehmer / zum Unternehmen passt, und ob damit tatsächlich Unternehmensziele erreicht werden können, muss jeder für sich selbst entscheiden, da gibt es kein Standardrezept!
Von Herausgebern neuer Blogs erhalte ich immer wieder Mails mit Bitte, sie hier zu verlinken. Und weil ich mir die neuen Seiten i.d.R. auch tatsächlich einige Zeit lang ansehe, ein ganz persönlicher Kommentar dazu:
… und einfach nur „da“ zu sein reicht nicht. Das gilt bekanntlich nicht nur für Blogs…
Was macht Corporate Blogs erfolgreich?
Dies ist vor allem ein Lesetipp für all jene, die es gerne noch einmal wissenschaftlich haben. Die Northeastern University hat in Zusammenarbeit mit Backbone Media Ende 2006 eine Studie mit dem Titel „Blogging Success Study“ herausgegeben [siehe hier], in der versucht wurde die Erfolgsfaktoren von Corporate Blogs herauszuarbeiten. Kurz zusammengefasst werden dabei folgende Elemente angeführt.
- Kultur – Blogs als Möglichkeit der Darstellung und Verbesserung der eigenen Unternehmenskultur.
- Transparenz – Offenheit, Ehrlichkeit und Authentizität schaffen Vertrauen und sind eine Möglichkeit um , Kundenbindung aufzubauen.
- Zeit – Wer keine Zeit aufwenden will, wird auch kein erfolgreiches Blog aufbauen.
- Dialog – Die Fähigkeit und der Wille mit Kunden zu reden.
- Unterhaltungswert – Schreibstil, eine gesunde Portion Humor und die richtige Mischung zwischen Persönlichkeit und Objektivität.